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Kooperieren oder stilllegen: Dekanat München muss Gebäude aufgeben

Um die Klimaziele der Kirche zu erreichen, muss das evangelische Dekanat München bis 2045 etwa die Hälfte seiner rund 300 Gebäude aufgeben. Neben Gemeindezentren und Pfarrhäusern werden auch Kirchen davon betroffen sein, erklärte Stefan Neukamm, Chefarchitekt im Kirchengemeindeamt (KGA), im epd-Gespräch. Dabei gehe es hauptsächlich um „Subzentren“ wie in Dachau, Neuperlach oder Germering, die seit den 1970er-Jahren gebaut wurden, aber heute kaum noch genutzt würden. „Klassische Kirchen werden wir zu halten versuchen“, sagte Neukamm.

Kooperationen spielen beim Immobilienmanagement eine große Rolle. Im Zuge der Strukturreform im Dekanat würden aktuell Nachbarschaftsregionen gebildet: „Mehrere Gemeinden können dann jene Räume nutzen, die in Sachen Sanierung und Klimaschutz bereits gut aufgestellt sind“, sagte der Leiter des Dienstleistungszentrums Immobilien im KGA. Zum anderen kooperiere das Dekanat bei der Gebäudefrage eng mit dem Ordinariat. „Die Katholiken sind in der ähnlichen Lage, und Gemeindehäuser ökumenisch zu nutzen, ist sinnvoll“, erklärte Neukamm.

Häuser und Grundstücke, die als entbehrlich gelten, würden im Idealfall zusammen mit Partnern wie Kommune oder Diakonie weiterentwickelt. Grundsätzlich wolle das Dekanat nichts verkaufen, sondern lieber „langfristige Erträge generieren“. Weil solche Prozesse aber langwierig seien und die Zeit dränge, könnten künftig Gebäude auch vorübergehend stillgelegt werden. So spare man Investitionskosten und verschaffe sich mehr Zeit für einen Entwicklungsprozess.

Hintergrund des Immobilienabbaus ist die prognostizierte Halbierung von Kirchenmitgliedern und Finanzen bis 2050. Hinzu kommen die Klimaziele der bayerischen Landeskirche: Das im März verabschiedete Klimaschutzgesetz schreibt vor, die Emissionen bis 2035 um 90 Prozent zu senken. Der Gebäudesektor verursacht 89 Prozent der landeskirchlichen Emissionen.

Grundsätzlich sei die Notwendigkeit, Gebäude zu reduzieren, seit 2009 bekannt, sagte Neukamm. Allerdings müsse der Prozess „zum Teil noch beschleunigt werden“. Ob das Dekanat seinen Bestand bis 2045 um genau 50 Prozent reduzieren könne, werde sich zeigen: „Aber die Größenordnung muss es schon sein.“ Wo Emotionen im Spiel seien, brauche es sachliche Auseinandersetzung. „Am Ende nützt es nicht“, sagte Neukamm: „Wir müssen uns dem Prozess stellen.“ (00/1429/08.05.2024)