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Kohlgraf: Bibel hat zu Homosexualität “keine ewigen Wahrheiten”

Der Mainzer Bischof wehrt sich dagegen, aus Textpassagen in der Bibel zur Homosexualität unhinterfragt “ewige Wahrheiten” abzuleiten. Auch heutige Erkenntnisse der Humanwissenschaften müssten berücksichtigt werden.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf warnt davor, Bibelstellen zur Homosexualität als “zeitlos gültige” Vorgaben zu sehen. Man müsse die Textstellen aus der Heiligen Schrift zur Homosexualität immer vor ihrem Zeithintergrund verstehen, sagte Kohlgraf in einer am Sonntagmorgen ausgestrahlten Sendung des Südwestrundfunks (SWR).

Der katholische Bischof betonte: “Ich nehme nicht einen Halbsatz aus der Bibel und sage: Das ist jetzt der Halbsatz, der unhinterfragt für alle gilt.” Aus Bibelstellen zur Homosexualität könne man “nicht einfach zeitlos gültige, ewige Wahrheiten ableiten”. Vielmehr müssten immer auch die heutigen Erkenntnisse der Humanwissenschaften berücksichtigt werden. Er gehe mit biblischen Texten anders um, “als sie nur als Steinbruch zu nutzen”. Die wissenschaftlich fundierte Theologie sei heute “erheblich weiter”.

Kohlgraf sagte weiter: “Es gibt bekennend homosexuelle Priester in Deutschland, und die sind gute Seelsorger.” Er betonte, heute könne man in der katholischen Kirche in Deutschland sehr offen über das Thema Homosexualität reden. Kohlgraf (58) ist seit 2017 Bischof von Mainz. Er äußerte sich im SWR Demokratieforum im Hambacher Schloss zum Thema “Tabus in unserer Gesellschaft – zwischen Moral, Macht und Medien”. Weitere Gäste der vom Publizisten Michel Friedman moderierten Runde waren die Filmemacherin Mo Asumang und der Journalist Ronen Steinke.