Mit einer neuen Initiative wollen drei Kölner Vereine ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen und jüdisches Leben sichtbarer machen. Das neu gegründete „Forum 321“ wolle fortan mit einer jährlichen Veranstaltung am 11. Dezember jüdische Kultur, Geschichte und Religion erfahrbarer machen, erklärte Jürgen Wilhelm, Vorstandsvorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, am Donnerstag. Die Auftaktveranstaltung werde sich mit den Auswirkungen des Krieges in Israel und Gaza auf das jüdische Leben in Deutschland beschäftigen.
An dem Zusammenschluss sind auch die MiQua-Freunde Fördergesellschaft LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln e.V. und das Kölner Forum für Kultur im Dialog e.V./Shalom-Musik.Koeln beteiligt. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, begrüßte die Initiative. „Wir als jüdische Gemeinschaft treten gemeinsam mit zahlreichen Einzelpersonen und Organisationen gegen Antisemitismus an und wollen jüdisches Leben – ob in der Religion, im Museum oder in der Musik – präsentieren.“ Es sei der jüdischen Gemeinde wichtig, zusammen mit allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern das jüdische Alltagsleben in die Stadtgesellschaft hinein zu bewerben.
„Es bedarf dringend neuer Perspektiven auf das Jüdischsein im Hier und Jetzt“, stellte Wilhelm fest. Ziel müsse es sein, jüdisches Leben als selbstverständlichen Teil der vielfältigen deutschen und europäischen Gesellschaft zu verstehen. „Antisemitismus darf niemals einen Platz in unserer Gesellschaft haben“, betonte die Vorstandsvorsitzende des Kölner Forums für Kultur im Dialog, Claudia Hessel. Die Veranstaltungen zu jüdischem Leben und jüdischer Kultur sollten Empathie für die Jüdinnen und Juden in Deutschland ausdrücken.
Die Idee zu der jährlichen Veranstaltungsreihe sei bereits vor dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober entstanden, sagte Thomas Otten, Direktor des LVR-Jüdisches Museum MiQua in Köln. Mit der Veranstaltung wolle das „Forum 321“ an das am 11. Dezember im Jahr 321 erlassene historische Dekret Kaiser Konstantins erinnern. Das Gesetz ist der früheste schriftliche Nachweis jüdischen Lebens nördlich der Alpen. 2021 war das Jubiläum dieses Datums mit einem großen Festjahr in Köln und bundesweit gefeiert worden. In dem Festjahr sei vieles angestoßen worden, sagte Otten. Das neue Veranstaltungsformat solle dazu dienen, den begonnenen Diskurs weiterzuführen.
Nach dem Angriff auf Israel stelle sich verstärkt die Frage: „Wo stehen wir heute, zwei Jahre nach dem Festjahr, angesichts des Fanals der Hamas in Israel und der breiten Debatte?“, sagte Otten. Deshalb werde sich die Auftaktveranstaltung am 11. Dezember im Kölner Wallraf-Richartz-Museum mit den Auswirkungen des Krieges auf die hier lebenden Jüdinnen und Juden beschäftigen. Nach einem historischen Rückblick auf die Wurzeln jüdischen Lebens sei eine Podiumsdiskussion geplant. Teilnehmer seien neben Abraham Lehrer die Direktorin des jüdischen Museums Frankfurt a.M., Mirjam Wentzel, sowie der in Köln lebende israelische Musiker Tal Botvinik.