Essen in Gemeinschaft spielt nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel aus Sicht des deutsch-israelischen Kochs Tom Franz weiterhin eine wichtige Rolle – allerdings eher im häuslichen Umfeld als in Restaurants. “Die Leute haben keine Lust, zu feiern oder sich mit Essen verwöhnen zu lassen”, sagte der gebürtige Rheinländer am Mittwochabend in Bonn auf einer Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung.
Zahlreiche Restaurants kochten derzeit für Soldatinnen und Soldaten. Die Armee hatte nach den Massakern am 7. Oktober mehr als 300.000 Reservisten eingezogen. Von den Restaurants, die bisher keine koscheren Mahlzeiten auf ihren Speisekarten angeboten hätten, gebe es welche, die ihre Küchen jetzt so umfunktioniert hätten, dass in ihnen nach jüdischen Speiseregeln gekocht werden könne, sagte Franz.
“Essen hat im Judentum einen hohen Stellenwert.” Religiöse Familien bereiteten in diesen Tagen oft schöne Essen für den Ruhetag Schabbat zu, sagte der 50-Jährige. Er selbst halte es so mit seiner Frau und seinen Kindern. In der unmittelbaren Zeit nach dem Hamas-Angriff hätten viele Menschen allerdings keine Lust dazu gehabt. Franz sagte, dass schönes Essen eine Form von Gottesdienst sei. Er konvertierte in Israel und ist orthodoxer Jude.
Franz hatte im Jahr 2013 in Israel einen Fernseh-Kochwettbewerb gewonnen, der ihn auch international bekannt machte. Er schrieb Bücher wie “Sehnsucht Israel. Mein Leben zwischen Kippa, Küche und Koriander”. Die Bundeszentrale bezeichnet ihn als “kulinarischen Botschafter” und “Brückenbauer” zwischen Israel und Deutschland.