Keine Frage: Was den Klimaschutz angeht, kann man manchmal verzweifeln. Der amtierende Präsident der USA leugnet den Klimawandel rundheraus, baut E-Ladesäulen ab und lässt nach Öl bohren, was das Zeug hält. Europa ist auf dem besten Wege, seine Klimaziele aufzuweichen. Und die Bundesregierung macht alles, um das bereits beschlossene Verbrenner-Aus 2035 auf EU-Ebene zu torpedieren.
Aber selbst die größten Verbrenner-Freunde und Fossil-Fans müssen anerkennen: Es gibt auch Dinge beim Klimaschutz, die in die richtige Richtung gehen und uns Mut machen sollten. Hier kommen fünf Beispiele.
Mutmacher Nr.1: Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch
Es sind Zahlen, die sich vor zehn Jahren zum Pariser Klimaschutzabkommen niemand vorstellen konnte: 2024 kam laut Statistischem Bundesamt fast 60 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien. Mit einem Anteil von 31,5 Prozent war Windkraft der wichtigste Energieträger, Solarstrom steuerte 13,8 Prozent zum Mix bei. Damit haben die erneuerbaren Energien im Vergleich zum Vorjahr noch einmal einen Sprung gemacht.
Mit der grünen Energie ist Deutschland übrigens nicht der viel zitierte “Geisterfahrer”, sondern liegt voll im Trend: China knackt beim Ausbau der Erneuerbaren einen Rekord nach dem anderen. 2024 installierte das kommunistische Land doppelt so viel Sonnenenergie wie der Rest der Welt zusammen. Und Viktor Orbans Ungarn kam im vergangenen Jahr auf 24,6 Prozent Sonnen-Strom, fünf Jahre zuvor waren es nur 7 Prozent. Beide Länder sind “grüner Spinnereien” unverdächtig, sondern können schlicht rechnen: Die erneuerbaren Energien sind die billigste Art der Stromerzeugung (und übrigens um einiges günstiger als Atomkraft).
Mutmacher Nr. 2: Batteriespeicher kommen
Wohin nur mit dem ganzen grünen Strom, wenn die Sonne scheint und der Wind weht? An guten Tagen ist das Angebot größer als die Nachfrage, sodass Deutschland exportiert oder Strom für die Katz produziert, mit hohen Kosten. Da schaffen Batteriespeicher Abhilfe. Sie speichern den Strom und speisen ihn ins Netz ein, wenn er gebraucht wird – zum Beispiel nachts.

Und hier kommt die gute Nachricht: Solche Batteriespeicher werden technisch immer besser, und ihre Preise fallen in einem atemberaubenden Tempo. Im vergangenen Jahr hat die Speicherkapazität der Mega-Akkus laut Bundesverband Solarwirtschaft um 50 Prozent zugenommen. Inzwischen liege sie bei 23 Gigawattstunden. Das reiche aus, um bis zu vier Millionen Zwei-Personen-Haushalte einen Tag mit Strom zu versorgen. Kein Wunder also, dass neue Solarparks heute schon meist ihren eigenen Speicher haben.
Mutmacher Nr. 3: Keine Chance für die Dunkelflaute
Ja, es gibt diese Zeiten, wo die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Bei einer solchen Dunkelflaute herrscht in Deutschland aber kein flächendeckender Stromausfall, weil wir Strom aus dem Ausland importieren (was kein Problem ist) oder mehr Strom aus Kohle produzieren (was schon ein Problem ist). An etwa 10-14 Tagen pro Jahr kommt es zu diesen Dunkelflauten.
Doch das Problem wird in den kommenden Jahren viel kleiner werden, weil die Technik der erneuerbaren Energien immer ausgereifter wird. Bei einer Dunkelflaute hilft erst einmal der Mutmacher Nr. 2, der Batteriespeicher. Allerdings können solche Speicher den Strom nicht für mehrere Tage liefern. Müssen sie aber auch nicht, denn Dunkelflauten werden künftig kürzer ausfallen. Photovoltaikanlagen sind schon heute um 20 Prozent effektiver als noch vor einem Jahrzehnt und erzeugen bei schlechteren Bedingungen immer noch Strom.
Auch die Windkraft macht große Fortschritte. Im brandenburgischen Schipkau soll im kommenden Sommer das größte Windrad der Welt in Betrieb gehen – mit einer Höhe von 365 Metern nur ein paar Meter niedriger als der Berliner Fernsehturm. So hoch oben weht der Wind stärker und vor allem beständiger, weil keine Berge oder Hochhäuser im Weg sind. Wenn also am Boden Dunkelflaute herrscht, weht in 300 Metern Höhe immer noch Wind. Mehrere andere Windparks in Deutschland wollen jetzt ebenfalls solche hohen Windräder bauen.
Mutmacher Nr. 4: E-Mobilität setzt sich durch
Auch wenn das Verbrenner-Aus der EU gerade wieder in der Diskussion ist: E-Autos haben ihren weltweiten Siegeszug längst angetreten. Im ersten Halbjahr 2025 sind etwa 5,9 Millionen reine Elektroautos laut Unternehmensberatung PwC weltweit zugelassen worden, eine Steigerung von 37 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im gerade abgelaufenen dritten Quartal war weltweit jeder fünfte Neuwagen ein E-Auto.

Am weitesten ist übrigens Norwegen: Seit Januar müssen alle Neuwagen emissionsfrei sein. Auch China setzt voll auf E-Mobilität: Das Land überschwemmt den weltweiten Markt geradezu mit stark subventionierten E-Autos, die preislich lokale Mitbewerber deutlich unterbieten. Von solchen Zahlen ist Deutschland zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber der Anteil an E-Autos steigt auch hierzulande.
Mutmacher Nr. 5: Fossile Energieträger auf dem Rückzug
Da können Donald Trump und andere fossile Fans sich noch so strecken: Fossile Energieträger werden in Zukunft immer unwichtiger – und zwar aus mehreren Gründen. Wenn E-Autos sich immer mehr durchsetzen, wird logischerweise weniger Benzin verbraucht. Auch die Wärmepumpe wird in Deutschland, so mancher Kampagne zum Trotz, immer beliebter – und das nicht nur bei Grünen-Wählern. Selbst ein Drittel der AfD-Wähler ist laut einer Allensbach-Umfrage bereit, eine Wärmepumpe einzubauen. Vermutlich können sie einfach rechnen: Denn auf lange Sicht ist die Wärmepumpe die günstigste Art zu heizen.
Deshalb geht auch der Anteil von Kohlestrom zurück. 2024 lag er bei 22,5 Prozent. Das kann man immer noch zu hoch finden, ist aber der niedrigste Stand seit Anfang der 1960er-Jahre.
