Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif übt deutliche Kritik an der kommenden Weltklimakonferenz in Dubai. „Der Klimawandel geht voran, während sich die Weltpolitik in unverbindlichen Ankündigungen ergeht und noch nicht mal das einhält, was sie versprochen hat“, sagte der Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg der Mediengruppe Bayern (Sonnabend). Beim Klimaschutz „fährt der Zug eigentlich schon seit Paris 2015 im Rückwärtsgang“. Von der damaligen Konferenz sollte das Signal zum Aufbruch ausgehen, doch die Emissionen seien letztlich, mit einer kleinen Delle zu Corona-Zeiten, immer weiter gestiegen.
Das 1,5-Grad-Ziel hält Latif schon lange für kaum mehr erreichbar. „Zwar könnten wir das rein theoretisch schaffen, wenn wir abrupt keine Treibhausgase mehr ausstoßen würden. Doch das ist bar jeder Realität.“ Schon heute stehe man bei etwa 1,2 Grad. Allein wegen der Trägheit des Systems würden in jedem Fall noch ein paar Zehntel draufkommen.
Latif begann seine wissenschaftliche Karriere in Hamburg, wo er auch promoviert wurde und habilitierte. 2003 wurde er als Professor an die Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel berufen und leitete ab 2004 den Forschungsbereich Ozeanzirkulation und Klimadynamik am damaligen Institut für Meereskunde Kiel, dem heutigen Geomar. Seit dem Eintritt in den Ruhestand 2020 ist er Seniorprofessor der CAU.