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Klimaexperte Edenhofer: Nichtstun ist teurer als Klimaschutz

Milliardenschäden durch Überschwemmungen und Stürme: Solche Katastrophen zeigen nach Meinung von Ottmar Edenhofer, dass Klimaschutz ist gutes Investment ist und sich rechnet.

Trotz eines neuen weltweiten Rekords bei CO2-Emissionen sieht Klimaökonom Ottmar Edenhofer große Chancen für mehr Klimaschutz. “Es gibt einen wesentlichen Treiber für mehr Klimaschutz, und das sind die steigenden Schäden, wenn es zu keiner ambitionierten Klimapolitik kommt”, sagte Edenhofer in einem Interview der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”. Nichtstun sei teurer als Klimaschutz. “Schätzungen zeigen, dass die Klimaschäden sechsmal mehr kosten als der Klimaschutz. Der ist ein gutes Investment.”

China sei heute bereits Nettoimporteur von Weizen, auch deshalb, weil der Klimawandel seine Ernten schmälere. Auch in Indien führe der Klimawandel zu Produktionseinbrüchen bei Weizen. “Diese Länder sind sich der Folgen des Klimawandels sehr bewusst, das merke ich immer wieder in Gesprächen.”

Der Direktor und Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung verwies darauf, dass es auch Regionen wie Europa und die USA gebe, in denen die Wirtschaft wachse, während die Emissionen sänken. “Natürlich reicht das nicht, um die Ziele des Pariser Klimagipfels zu erreichen, weil der Rückgang durch stark steigende Emissionen in Indien und China überkompensiert wird. Aber es ist eben nicht alles nur negativ.”

Positiv bewertet Edenhofer auch, dass CO2-Preise sich immer mehr durchsetzten. Derzeit seien bereits ein Viertel aller globalen Emissionen in solchen Preissystemen erfasst. “Auch wenn die Preise bisher häufig noch sehr niedrig sind, ist das vielversprechend. Die EU war mit ihren CO2-Preisen Vorreiter und sehr erfolgreich. Jetzt wächst das Interesse international.” Die Türkei denke zum Beispiel darüber nach, auch Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Edenhofer wirbt dafür, Investitionen in den Klimaschutz auch über Schulden zu finanzieren. Das Kernproblem sei, dass die Kosten dafür jetzt und hochkonzentriert bei relativ wenigen Menschen anfielen, die meist auch die Möglichkeiten hätten, sich dagegen zu wehren, vor allem im globalen Norden. “Der Nutzen dagegen liegt bei allen, in der Zukunft und eben auch in anderen Weltgegenden. Das macht die Sache so schwierig.”

Der Klimaschutzexperte wörtlich: “Wenn der Nutzen des Klimaschutzes vor allem in der Zukunft anfällt, dann kann man natürlich darüber nachdenken, einen Teil der Kosten über Schulden zu finanzieren und so zukünftige Generationen an den Lasten zu beteiligen.”