„Das Loch muss ungefähr spatentief sein, dann die Pflanze einsetzen und richtig gut antreten, damit der Baum gut anwachsen kann.“ Hanna Wichmann erklärt der Gruppe, was zu beachten ist, wenn sie gleich die Douglasien in die Erde setzen. Die Kinder- und Jugendpastorin des Kirchenkreises Mecklenburg veranstaltet zum vierten Mal das Klimacamp, in dessen Rahmen dieses Jahr rund 4000 Bäume in einem Waldstück nahe Krakow am See gepflanzt worden sind. „Jugendliche bekommen beim Pflanzen ein besonderes und sensibles Verhältnis zur Natur“, erklärt die Pastorin. „Beim Pflanzen haben sie das Gefühl, etwas zu tun und nicht nur dabei zuzuschauen, wie es schlechter mit der Erde wird.“
Mehr als 150 junge Menschen haben sich im Wald bei Krakow am See versammelt. Das Wetter: regnerisch nass. „Zum Pflanzen optimal, in feuchter Erde wachsen die Bäume besser an“, sagt Wichmann. Zu der Aktion sind Konfirmandengruppen mit ihren Diakoninnen und Diakonen oder Pastorinnen und Pastoren eingeladen. Nach dem aktiven Teil im Wald gibt es Workshops zu den Themen Umwelt und Klima. „Und am Abend ein Chill-out, weil die Kinder und Jugendlichen merken werden, wie anstrengend so ein Tag im Wald und an der frischen Luft ist“, so die Jugendpastorin.
Mit jedem Baum wird ein Stück Zukunft gepflanzt
„Für die jungen Menschen ist das Thema Klima sehr präsent. Viele glauben, dass wir den Scheitelpunkt schon überschritten und verpasst haben, etwas zu tun“, erklärt Wichmann. „Deswegen ist es wichtig, dieser Generation Mut zu machen, dass wir doch noch etwas tun können für die nächste und die übernächste Generation und dass wir nicht aufgeben sollten.“ Mit jedem Baum wird ein Stück Zukunft gepflanzt. Davon ist nicht nur die Jugendpastorin überzeugt, sondern auch die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt. Sie hat bei der Pflanzaktion mit vollem Körpereinsatz mit angepackt. „Es begeistert mich, wie viele junge Leute bei nicht so schönem Nieselwetter hier unterwegs sind und Bäume pflanzen.“
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Zusammen mit Franz Kossow und Jonas Heidemann aus der Schelfgemeinde in Schwerin bildet die Landesbischöfin ein Pflanzteam. Erst kommen die Douglasien in die Pflanztasche, dann geht es gemeinsam auf die Pflanzfläche. Mit dem Spaten das Loch buddeln, vorsichtig den Setzling reinstellen und danach die Erde fest antreten. Eine Spatenlänge weiter der nächste Baum.
Kühnbaum-Schmidt: “Wir müssen jetzt etwas tun”
Seit zwei Jahren verleiht Kühnbaum-Schmidt als Beauftragte für Schöpfungsverantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland Themen wie Schöpfungsverantwortung, Klimawandel, sozialökologischer Transformation und landwirtschaftlichen Fragen ein Gesicht. „Die Themen liegen mir schon lange am Herzen“, sagt sie. Seit ihrer Jugend lebt sie über lange Strecken vegetarisch. Als Bischöfin hat sie ein reines E-Auto als Dienstwagen.
„Der Klimawandel schreitet voran und wir müssen jetzt etwas tun,“ betont sie. Die Politik mache zwar schon mehr als vor ein paar Jahren, aber viele Fragen seien offen. Sie werde häufig gefragt, was Einzelne tun könnten. „Weniger Fleisch essen, weniger Urlaubsreisen mit dem Flugzeug oder auf den öffentlichen Personennahverkehr umsteigen.“ Aber das funktioniere nur Hand in Hand mit der Politik. „Die Infrastruktur muss vorhanden sein.“ Und das bedeute auch, dass in einem Dorf auf dem Land mehr als einmal täglich der Bus fährt.
Kirchenforstoberinspektor: Die Fichten sind abgestorben
Die Douglasien und Buchen sind die ersten Waldbäume, die die gartenbegeisterte Landesbischöfin pflanzt. Diese Sorten seien besonders gut zum Nachpflanzen in diesem Waldstück geeignet, erklärt Kirchenforstoberinspektor Christof Klaiber. „Wir haben uns an der Natur orientiert.“ In den vergangenen fünf Jahren sei es immer wärmer geworden. „Die Fichten, die hier vorher standen, sind abgestorben. Aber da hinten steht eine etwa 90 Jahre alte Douglasie, sie hat die vergangenen fünf Jahre gut überstanden.“ Die Hoffnung ist, dass die neuen Bäume sich hier auch wohlfühlen und besser mit den Klimaveränderungen klarkommen.
In Mecklenburg hat die Kirche rund 2000 Hektar Wald, in Pommern gut 1600 Hektar. Die Flächen sind nicht zusammenhängend, sondern in sogenannter Streulage. „Weil jede Kirche damals ihren Wald hatte, woraus sie ihr Brennholz oder ihr Bauholz gewonnen hat“, erklärt der Förster. Der Wald sei in vielerlei Hinsicht für den Menschen wichtig, sagt Klaiber. „Er speichert CO₂, er ist Lebensraum für Insekten und Tiere, und viele Menschen erholen sich im Wald.“
Ein Kirchenklimawald für Mecklenburg?
Beim Klimacamp wird all das vermittelt, auch praktisch. Ein Herzenswunsch von Hanna Wichmann und Team: ein Kirchenklimawald für Mecklenburg. „Da würden wir gern nicht nur nach-, sondern auch neu pflanzen, denn das ist es, was unser Klima und unsere Erde brauchen.“ Da könne dann auch mehrmals im Jahr das Klimacamp stattfinden und viele Engagierte inspirieren.