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Kita-Krise: “Es muss mehr Geld ins System”

Die Kitas stecken laut der neuesten Bertelsmann-Studie bundesweit in der Krise. Wohlfahrtsverbände wollen jetzt mit einer Kampagne für eine Verbesserung der Lage in Schleswig-Holstein trommeln. Die Vorsitzende der Landes-Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände Schleswig-Holstein, Anette Langner, erklärt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), an welchen Stellschrauben die Politik drehen muss.

epd: Frau Langner, welche Probleme haben die Kitas in Schleswig-Holstein?

Anette Langner: Zum einen fehlen laut Bertelsmann 15.600 Kita-Plätze im Land. Zum anderen reichen die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel noch nicht einmal aus, um das bestehende Kita-System so auszustatten, dass wir ein verlässliches Kita-Angebot flächendeckend vorhalten können. Das Land hat erklärt, dass es nicht mehr Geld geben wird, die Kommunen haben erklärt, dass sie die bestehende Lücke nicht schließen können und alle sind sich einig, dass die Elternbeiträge nicht weiter angehoben werden sollen.

Damit bleibt unter dem Strich nur, dass Kitas bei den gesetzlich festgeschriebenen Leistungen und Qualitäten ansetzen müssen. Dies bedeutet im Kern größere Gruppen und kürzere Öffnungszeiten. Damit werden allerdings viele Eltern dazu gezwungen, zumindest auf Teilzeit zu gehen, um sich am Nachmittag um ihre Kinder kümmern zu können. Daher starten wir als Wohlfahrtsverbände jetzt auch eine breite Kampagne, um möglichst viele Stimmen für ein gutes, verlässliches Kita-Angebot zu sammeln.

epd: Was muss sich ändern, damit genügend Kita-Plätze zur Verfügung stehen?

Langner: Langfristig muss mehr Geld in das System. Anders wird es nicht möglich sein, mehr Verlässlichkeit bei der Erfüllung aller Rechtsansprüche zu verwirklichen. Wir brauchen mehr Erzieher und Erzieherinnen sowie eine stärkere Entlastung der Kita-Leitungen etwa von Verwaltungsaufgaben sowie Freistellungen für Leitungsaufgaben.

Dazu haben wir als Wohlfahrtsverbände etliche Vorschläge unterbreitet. All dies muss das Land jetzt gemeinsam mit uns diskutieren, um Sofort-Maßnahmen zu erarbeiten, damit es nicht zu riesigen Lücken im Kita-Angebot kommt.

epd: Was erwarten Sie von der Landesregierung?

Langner: Die Landesregierung muss unverzüglich alle betroffenen Akteure an einen Tisch holen und klären, wie wir verhindern, dass es schon bald zu massiven Leistungs- und Qualitätseinbußen im Kita-Angebot kommen wird. Frühkindliche Bildung hat eine enorme Bedeutung für unsere Gesellschaft, Bildung und Wirtschaft. Wenn hier gespart wird, schaden wir nicht nur der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dem Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein über eine Verschärfung des Fachkräftemangels, sondern auch der Zukunft unserer Kinder.