Hannover. Der Streit um eine Nähe des norddeutschen Künstlers Erich Klahn (1901-1978) zur NS-Ideologie hat jetzt auch die hannoversche Landeskirche erreicht. Die evangelische Kirche stellte in Hannover ein Gutachten vor. Darin weist der Historiker Herbert Pötter nach, dass sich Anklänge an völkisch-nationales Gedankengut auch in Altären Klahns widerspiegeln. Landesbischof Ralf Meister rief zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Ergebnissen auf. Dass Altäre abgedeckt oder ausgebaut würden, stehe jedoch nicht zur Debatte.
Klahn schuf zwischen 1928 und 1959 unter anderem sieben Flügelaltäre, von denen fünf noch in Gebrauch sind. Sie finden sich unter anderem in der Celler Stadtkirche und im Kloster Amelungsborn bei Holzminden. Klahn habe in seinen Werken religiöse und politische Motive vermischt, sagte Pötter. Auf Scharnieren von Altarflügeln befänden sich Runen, Hakenkreuze und Radkreuze – wie sie auch von den Nationalsozialisten verwendet worden seien.
Streit um Tagung
Der Christus auf dem heute in Amelungsborn stehenden Thomasaltar von 1930 ähnelt Pötter zufolge einem Bild, das der Künstler im gleichen Jahr von dem Freikorpskämpfer Albert Leo Schlageter malte. Die nationalsozialistische Propaganda begründete später einen Kult um den 1923 hingerichteten Schlageter. "Klahn war ein politisch denkender Künstler", sagte Pötter. Dabei habe er völkisch-nationalistische Gruppierungen unterstützt, die sich teilweise zum Nationalsozialismus bekannten.
Die Ergebnisse der Studie wollen die Landeskirche, die kirchliche Hanns-Lilje-Stiftung und die Akademie Loccum am 14. März bei einer Tagung mit Fachleuten diskutieren. Über diese Tagung unter dem Titel "Künstler und Kirche im ‘Dritten Reich’" gibt es allerdings innerhalb der Landeskirche Streit. Die Kuratoriumsvorsitzende der Hanns-Lilje-Stiftung, Susanne Rode-Breymann, kritisierte gegenüber dem epd, die Veranstaltung komme zu früh.
Sie habe den Bischof und den Stiftungs-Geschäftsführer Christoph Dahling-Sander gebeten, die Tagung zu verschieben und "hochrangiger und kontroverser zu besetzen". Meister sprach sich dagegen für eine baldige Diskussion innerhalb der Kirche aus, der weitere folgen könnten. "Wir brauchen eine eigene Position", sagte er.