Die evangelischen Christen in Rheinland, Westfalen und Lippe bestimmen am kommenden Sonntag die Leitungsgremien in ihren über 1.100 evangelischen Kirchengemeinden neu. Im Presbyterium, das in Lippe Kirchenvorstand heißt, leiten gewählte Ehrenamtliche zusammen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern die jeweilige Kirchengemeinde. Das Gremium entscheidet unter anderem über das Angebot an Gottesdiensten, Stellenbesetzungen oder Bauvorhaben. Insgesamt gehören rund 4,3 Millionen Protestanten den drei Landeskirchen an. Die Kirchenwahlen finden alle vier Jahre statt.
Wer für das Amt des Presbyters (griechisch für „Ältester“) kandidiert, muss volljährig sein. Wählen dürfen alle konfirmierten Gemeindemitglieder ab 14 Jahren. Derzeit arbeiten insgesamt rund 12.500 Frauen und Männer ehrenamtlich in den Gemeindeleitungen der rheinischen, westfälischen und lippischen Landeskirche mit. In den meisten Kirchengemeinden wird es am 18. Februar allerdings keine Abstimmung geben, weil dort nicht mehr Bewerberinnen und Bewerber antreten, als Sitze zu vergeben sind.
In der rund 2,2 Millionen Mitglieder zählenden Evangelischen Kirche im Rheinland, die sich auf Teile von NRW, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen erstreckt, wird nach Angaben eines Sprechers in rund einem Fünftel der Gemeinden das Presbyterium durch eine tatsächliche Wahl neu bestimmt. Dort gibt es mehr Kandidierende als Ämter. Bei den Presbyteriumswahlen vor vier Jahren wurde noch in etwa 30 Prozent der Kirchengemeinden gewählt. Die Wahlbeteiligung lag 2020 bei 9,5 Prozent. Im diesen Jahr gibt es in der zweitgrößten deutschen Landeskirche allerdings zum ersten Mal die Möglichkeit, digital abzustimmen.
In der Evangelischen Kirche von Westfalen mit rund 1,95 Millionen Mitgliedern finden nach eigenen Angaben in 60 der 442 Gemeinden (knapp 14 Prozent) Abstimmungen statt – vor vier Jahren waren es 87 Gemeinden, die Wahlbeteiligung betrug damals 5,2 Prozent. Im Bereich der Lippischen Landeskirche, mit rund 135.000 Mitgliedern die drittkleinste der bundesweit 20 evangelischen Landeskirchen, wird laut einer Sprecherin in keiner der 65 Kirchengemeinden tatsächlich gewählt. Im Jahr 2020 wurde in einer Gemeinde gewählt.