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Kirchenreformen – Missbrauchsbetroffene mahnt zu Geduld

Die Betroffenenvertreterin Nancy Janz mahnt zu Geduld: Reformen der evangelischen Kirche müssten sorgfältig und bundesweit vorbereitet werden. Was Gemeinden bis dahin dennoch tun können.

Bei Reformen in der evangelischen Kirche mahnt die Vertreterin von Missbrauchsbetroffenen, Nancy Janz, zu einem bundesweit einheitlichen Vorgehen. “Vermeiden Sie als Landeskirche, zu schnell loszulaufen”, sagte sie am Freitag vor dem Parlament der hannoverschen Landeskirche, der Landessynode, im Kloster Loccum bei Hannover. Für einen Strukturwandel brauche es auch Strukturen, zu denen hin man sich wandeln könne. An solchen einheitlichen Strukturen arbeite gerade das Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Janz engagiert sich als Betroffene in diesem Gremium. Es befasst sich mit Konsequenzen aus einer bundesweiten Studie zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. Die sogenannte Forum-Studie hatten Forscher im Januar vorgestellt.

Janz verwies darauf, dass das Beteiligungsforum im November einen Maßnahmenplan vorstellen will. “Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für Sie alle auszuhalten sein muss, dass alles so lange dauert. Doch bitte bedenken Sie, dass es keine Kleinigkeiten sind, die in der Forum Studie angemahnt sind.” Es gehe darum, den föderalen Flickenteppich aufzulösen, und um rechtliche Belange. “Und das geht nicht, ohne dass es wirklich durchdacht und geplant und vorbereitet ist.”

Der Strukturwandel brauche in den Landeskirchen den klaren und erklärten Willen zur Einheitlichkeit. “Ich als Betroffenenvertreterin erwarte, dass die Leitungsebenen den Empfehlungen des Beteiligungsforums folgen.”

Die Landeskirchen müssten aber bis November nicht untätig bleiben, so Janz weiter. “Es gibt vieles, was Sie hier und jetzt auf den Weg bringen können. Schaffen Sie Formate, in denen sie alle als Mitarbeitende, Ehrenamtliche, Teilnehmende sprechen und sich austauschen können! Schaffen Sie Möglichkeiten, sich besser informieren zu können! Schaffen Sie Fachtagungen, Lesungen, Kino, Andachten, Gottesdienste, in denen das Thema sexualisierte Gewalt besprechbar wird! Reden Sie in Kitas, Schulen und Wochenmärkten, Gemeindegremien, mit Freunden NachbarInnen und auf Social Media!”

Die Kirchenleitung forderte die Betroffenenvertreterin auf, Mittel und Ressourcen dazu zur Verfügung zu stellen. “Fragen Sie, was es braucht, damit die Menschen an der Basis in den Gemeinden und Einrichtungen gut und stabil arbeiten können, damit sie sprach- und handlungsfähig sind.” Janz sagte: “Kommen Sie miteinander ins Gespräch und hören Sie auf zu schweigen.”