Im Umgang mit Rechtsextremismus und Rassismus fordert der Projektleiter der Bundesarbeitsgemeinschaft „Kirche & Rechtsextremismus“, Henning Flad, eine selbstkritische Perspektive der Kirchen. „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist spürbar vorhanden in den Kirchen, und auch mehr, als dies bei den selbst gesetzten Ansprüchen zufriedenstellen kann“, sagte Flad vor der Gesamtsynode der reformierten Kirche in Emden. „Die Kirchen können nur Teil der Lösung sein, wenn sie sich auch als Teil des Problems begreifen“, bekräftigte der Berliner Experte.
Antisemitismus und Geschlechterpolitik
Der Antisemitismus als eine Ausprägung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gehöre in besonderer Weise zum kirchlichen Traditionsbestand, führte Flad aus. Überdies identifiziere die Bundesarbeitsgemeinschaft im Feld der Geschlechterpolitik „die zentralen Brückenthemen nach rechts“. Allerdings gebe es nur wenige Rechtspopulisten in kirchlichen Gremien, „und wenn, dann nur vereinzelt auf der Gemeindeebene. Je höher die Ebene, desto verlässlicher distanzieren sich gewählte kirchliche Gremien von der extremen Rechten.“
Nächstenliebe hat kein Raum für Diskriminierung
„Wir sollten betonen, dass es einen klaren Widerspruch zwischen christlicher Ethik und rechtsextremer Ideologie gibt“, hielt Flad fest. Das biblische Gebot „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ sei in dieser Hinsicht eindeutig. „Es enthält keinen Spielraum für die Diskriminierung und Verfolgung von Menschen.“ Im Gegensatz zum rechten Weltbild, das im Kern von Angst und Vorstellungen von gesellschaftlichem Niedergang geprägt sei, sende das Christentum eine Botschaft von Hoffnung, Liebe und Zuversicht.