Das Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche hat sich vor den anstehenden Wahlen in Indien zu Wort gemeldet. Die säkulare Verfassung müsse bewahrt werden, forderte er – und stellte sich damit gegen die Regierung.
Vor den Parlamentswahlen in Indien hat das Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche den Schutz der Rechte religiöser Minderheiten gefordert. Der Großerzbischof der mit Rom unierten Kirche, Raphael Thattil, rief die Gläubigen auf, für eine Partei zu stimmen, die den säkularen Charakter der Verfassung des Landes respektiere. Die zunehmende Gewalt gegen Christen bezeichnete er als “schmerzhaft”, wie der asiatische Pressedienst Ucanews am Montag berichtete. Thattil habe jedoch keine Wahlempfehlung für oder gegen eine Partei ausgesprochen und die neutrale Haltung der Kirche betont. Die syro-malabarische Kirche hat eigenen Angaben zufolge weltweit etwa fünf Millionen Anhänger.
Indien wählt ab dem 19. April über sechs Wochen in sieben Phasen ein neues Parlament. Der Ministerpräsident Narendra Modi strebt eine dritte Amtszeit an. Seine hinduistisch-nationalistische Indische Volkspartei (BJP) will das laut Verfassung säkulare Indien zu einer theokratischen Hindu-Nation zu machen. Religiöse Minderheiten wie Christen und Muslime sind nach Auffassung der Hindunationalisten Inder, die während der Herrschaft der islamischen Mogul-Kaiser und danach durch die britische Kolonialmacht konvertiert wurden. Mit einer als “Ghar Wapsi” (Heimkehr) bezeichneten Kampagne wollen Hindunationalisten Christen und Muslime wieder zum Hinduismus bekehren.
Rund 80 Prozent der Bevölkerung Indiens sind Hindus, etwa 13 Prozent Muslime und jeweils rund 2 Prozent Christen und Sikhs. Seit dem Amtsantritt von Modi im Mai 2014 ist die Zahl der registrierten Fälle von Gewalt gegen Christen deutlich gestiegen.