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Kirchenknigge: 15 Regeln für den Gottesdienstbesuch

Wie ist das mit dem Abendmahl? Darf ich die Pfarrerin einfach ansprechen? Wann muss ich aufstehen oder mich wieder setzen? Mit dem Kirchen-Knigge gelingt jeder Gottesdienstbesuch.

Durch religionspädagogische Arbeit in Kitas und Schulen wird Kindern auch vermittelt, worum es beim Abendmahl geht
Durch religionspädagogische Arbeit in Kitas und Schulen wird Kindern auch vermittelt, worum es beim Abendmahl gehtepd-bild / Jens Schulze

Hut auf oder ab? Aufstehen oder Sitzenbleiben? Wer nicht so häufig in die Kirche geht, ist manchmal unsicher, wie man sich richtig verhält. Mit unserem Gottesdienst-Knigge sind Sie für die beginnende Adventszeit bestens gewappnet:

1. Wer darf in den Gottesdienst?
Grundsätzlich jeder. Auch, wer nicht mehr in der Kirche ist, darf zum Gottesdienst kommen, es sind öffentliche Veranstaltungen. Aber: Es sind besondere Veranstaltungen, die sich von anderen unterscheiden. Wer einen Gottesdienst besucht oder eine Kirche betritt, sollte sich respektvoll verhalten und nicht die Ordnung stören.

2. Gibt es eine Kleiderordnung?
Es gibt keinen offiziellen Dresscode für Besucher in der evangelischen Kirche. Viele Menschen gehen in die Kirche, um sich hier auf Gott zu konzentrieren und dafür ziehen sie sich festlich an, zum Beispiel einen Anzug oder ein schönes Kleid. Es ist aber keine Pflicht. Die Kleidung sollte die innere Haltung zum Gottesdienst abbilden, etwas buntes und fröhliches ist in Ordnung, wenn der Anlass entsprechend ist. Bei einem klassisch-zeremoniellen Gottesdienst geht es eher gemäßigt zu. Frauen sollten keine zu kurzen Röcke oder durchsichtige Blusen tragen. Männer setzen Mützen und Hüte grundsätzlich ab, Frauen dürfen Kopfbedeckungen auch in der Kirche tragen.

3. Muss ich was mitbringen?
Nichts außer sich selbst, seinen Gedanken und Gefühlen. Der Gottesdienst arbeitet mit Gedanken, Kummer, Freude, Hoffnung und Erwartungen, es ist eine Zeit, in der man sich seinen Themen stellen kann. Gerade zu Weihnachten sind oft so viele Besucher in der Kirche, dass Gesangbücher nicht ausreichen, wer ein eigenes Gesangbuch hat, kann es daher gern mitbringen. Wer am Ende für einen guten Zweck spenden möchte, sollte etwas Geld mit sich bringen. Auch ein Taschentuch oder ein Hustenbonbon können in der Erkältungszeit von Vorteil sein.

4. Was ist, wenn ich zu spät bin?
Es kann schon mal vorkommen, dass man zu spät kommt. Hat der Gottesdienst bereits angefangen, ist es am besten, bis zum nächsten Lied oder Musikstück zu warten. Dann kann man leise eintreten und einen Platz suchen, ohne die Gemeinde zu stören. Sollte ein Platz in der Nähe der Tür frei sein, sollte man den wählen, so dass man nicht lange suchen muss. Auch auf der Empore sind oft noch Plätze frei.

5. Aufstehen und Hinsetzen?
Während des Gottesdienstes steht die Gemeinde mehrfach auf und setzt sich wieder. Keine Sorge, wenn Sie nicht wissen wann: Der Pfarrer oder die Pfarrerin sagt alles an und gibt Zeichen.

6. Wo darf ich sitzen?
In der Kirche gibt es freie Platzwahl. Sie können sich setzen, wo Sie wollen. Allerdings kann es vorkommen, dass manche Plätze reserviert sind. Auf der Empore sind manchmal Plätze für den Chor vorgesehen, in den vorderen Reihen können Plätze für Konfirmanden oder Angehörige reserviert sein. In der Regel sind diese Plätze aber entsprechend markiert. Sind die vorderen Reihen nicht reserviert, ist es gern gesehen, wenn Besucher sich dort hinsetzen und sich nicht alle hinten „verstecken“.

7. Was muss ich tun, wenn ich mich hinsetze?
Wenn Sie an einem Platz ankommen, können Sie sich einfach hinsetzen. Manche Menschen nehmen sich die Zeit, um noch stehend ein kurzes Gebet zu sprechen. Das kann zum Beispiel etwas sein, wie „Guter Gott, ich bin bereit, mich auf dich einzulassen“ oder „Ich weiß nicht, was mich erwartet, aber ich bitte dich, Gott, dass ich hier etwas bekomme, was mir hilft“. Sitznachbarn freuen sich über einen freundlichen Blick oder eine Begrüßung.

8. Wie bete ich?
Manche Menschen senken ihren Kopf, andere falten die Hände, doch es gibt keine Vorschriften, wie man zu beten hat. Jede und jeder kann das für sich entscheiden. Auch ist niemand gezwungen Gebete wie das Vaterunser oder das Glaubensbekenntnis mitzusprechen, das ist freiwillig. Das gleiche gilt für das Mitsingen.

9. Wie verhalte ich mich?
Nicht telefonieren, das Handy sollte auf stumm geschaltet werden. Essen, trinken und rauchen ist verboten, ebenso vapen. Aus Respekt vor dem Gottesdienst und den anderen Besuchern sollte man sich ruhig verhalten und nicht reden oder herumlaufen.

10. Was ist mit dem Liedblatt?
In vielen Gemeinden gibt es alternative Gottesdienstabläufe, die auf Zetteln festgehalten sind, die beim Ankommen verteilt werden. Diese Zettel sollte man nach dem Gottesdienst zurückgeben. Bei Hochzeiten oder Taufen gibt es oft spezielle Liedzettel, die dafür vorgesehen sind, dass Besucher sie als Andenken behalten. Bei gut besuchten Weihnachtsgottesdiensten kann es sein, dass extra angesagt wird, dass die Liedblätter in der Kirche verbleiben sollen. Das ist oft der Fall, wenn mehrere Gottesdienste nacheinander stattfinden. Die Liedzettel liegen entweder am Platz aus oder sie werden im Eingangsbereich ausgeteilt.

11. Darf ich überall hin?
Es gibt Bereiche in der Kirche, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind. Altarraum, Kanzel oder auch Sakristei sind im Normalfall nur für das Personal und nicht offen für Besucher.

12. Wie verhalten ich mich beim Abendmahl?
Beim Abendmahl werden Brot/Hostie und Kelch mit Wein oder Traubensaft gereicht. Die Hostie wird in die offene Hand gelegt mit den Worten: „Christi Leib für Dich gegeben.“ Darauf antwortet man mit „Amen“. Den Kelch bekommt man mit den Worten „Christi Blut für Dich vergossen“ und antwortet ebenfalls mit „Amen“. Wer nicht aus dem Kelch trinken möchte, kann die Hostie in den Kelch eintauchen. Die sogenannte „Intinktio“ ist recht verbreitet. Wenn alle Brot und Kelch bekommen haben, spricht der Pfarrer den Entlassungssegen und man geht ruhig zum Platz zurück. Während des Abendmahls unterhält man sich nicht, sondern versucht sich in das Geschehen fallen zu lassen.

13. Muss ich spenden?
Am Ende des Gottesdienstes wird die Kollekte gesammelt. Der Spendenzweck wird vorher angesagt, je nachdem wie wichtig einem der Spendenzweck ist, kann man mehr oder weniger geben. Man muss gar nichts geben, aber jede Spende ist willkommen. Niemand überprüft oder kommentiert die Spende. In manchen Gemeinden gibt es die Tradition des „Klingelbeutels“, bei dem ein Spendenbehälter durch die Reihen gereicht wird. Auch diesen darf man weitergeben, ohne etwas hineinzustecken.

14. Darf ich den Pastor oder die Pfarrerin ansprechen?
Während des Gottesdienstes ist der Pastor oder die Pastorin, der Pfarrer oder die Pfarrerin mit dem Ablauf und Inhalt beschäftigt. Aber danach ist es durchaus willkommen, mit ihnen das Gespräch zu suchen. Manche Gemeinden bieten für den Austausch mit anderen Gottesdienstbesuchern sogar extra „Kirchencafés“ an.

15. Wie verhalte ich mich auf dem Friedhof?
Es gibt keine allgemeingültigen Regeln für Friedhöfe in Deutschland. Auf den meisten Friedhöfen ist das Joggen, Radfahren und das Ausführen von Hunden nicht gestattet. Oft darf man auch nichts essen oder trinken. Es gibt aber vermehrt Stimmen, dass Verwaltungen ermöglichen sollten, dass Friedhöfe auch als parkähnliche Erholungsorte genutzt werden dürfen. Gerade bei großen Parkfriedhöfen wird das zum Teil heute schon lockerer gesehen. Oft gibt es am Eingang Schilder, die das Verhalten regeln, auch kann man Friedhofsmitarbeiter fragen. Um Beerdigungen und Trauernde sollte man in jedem Fall einen Bogen machen.