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Kirchenglocken sind seine Leidenschaft

Er kennt jedes Geläut und jede Turmuhr in MV. Claus Peter ist ehrenamtlicher Sachverständiger für Glocken – seit 28 Jahren. Porträt über einen 71-Jährigen, der viele Talente braucht.

Bischof Andreas v. Maltzahn ehrt Claus Peter am Tag der Fördervereine für seine Arbeit
Bischof Andreas v. Maltzahn ehrt Claus Peter am Tag der Fördervereine für seine ArbeitAnja Goritzka

Hamm/Altentreptow. Alles fing mit einem Turmbesuch in seinem Geburtsort Bamberg an. „Die Küsterin nahm mich damals mit auf dem Turm, weil ich technisch interessiert war“, berichtet der 71-jährige. Da habe er Feuer gefangen. Er nahm als Schüler alle 40 Glocken der 21 Kirchen und Kapellen systematisch auf und schaute sich auch die Turmuhren genau an. Denn Glocken und Uhren gehören für ihn zusammen. 
Dennoch studierte Claus Peter Musik, wurde Lehrer. „Der Professor fragte mich schon im zweiten Semester, ob ich nicht meine Abschluss arbeit über Glocken schreiben wolle“, berichtet er heute, denn das Glockenspiel sei eben auch Musik. Dies tat er auch, entschied sich aber für den Lehrerberuf. 

Reizvolle Kirchen in MV

Seinen Glocken blieb er dennoch treu, im Nebenamt zunächst als Experte des nordrhein-westfälischen Landeskonservatoriums. 1975 wurde er vom dortigen Landesamt für Denkmalpflege beauftragt, eine wissenschaftliche Bestandserhebung der historischen Glocken und Turmuhren vorzunehmen. Der westfälische Landeskonservator versuchte mehrfach den verbeamteten Lehrer Claus Peter freistellen zu lassen, um die Glocken inventarisieren zu können. Das gelang nicht. Deshalb ging die Begutachtung der mehr als 1000 Glocken nur schleppend voran. 
Ab 1988 wurde Peter zum Glockensachverständigen in der Evangelischen Landeskirche Westfalens berufen, ebenfalls im Nebenamt. „Das war eine schwierige Situation. Die Arbeit ist eine Vollzeitstelle mit Überstunden und Sekretärin“, sagt er.
Durch die Musik kam Claus Peter dann zu den Glocken in Mecklenburg. Gemeinsam mit seiner Frau und anderen bereiste er als Ensemble für Alte Musik nach der Wende das Land. „Die Kirchen dort haben mich gereizt“, sagt er. So suchte er sich die Glocken aus, die er unbedingt sehen wollte, spielte Konzerte in den Kirchen. 

Körperliche Fitness gefragt

Seine Leidenschaft und sein Expertenwissen sprachen sich in Mecklenburg schnell rum. Er war auch hier als Sachverständiger gefragt. „Vieles geht telefonisch, aber ich bin auch viel unterwegs“, meint Glocken-Peter, wie ihn alle nennen. „Viele Glocken hängen hier seit 300 bis 700 Jahren und tun noch immer ihren Dienst. Das ist faszinierend“, erzählt er. Im Übrigen seien die meisten noch nie detailliert untersucht worden. Eine Aufgabe, die er gern übernahm: Vor elf Jahren promovierte er sogar über die Glockenlandschaft von Wismar. 
„Als Glockensachverständiger sind viele Fachbereiche gefragt: Musik, Kunstgeschichte, Kirchengeschichte, Architektur, Theologie, Wissen über Verzierungen“, ist er überzeugt. Auch das Vermitteln von Wissen muss gelernt sein. So muss ein Glockensachverständiger mit den Gemeindemitgliedern, Architekten, Bauarbeitern und vielen mehr kommunizieren können. Körperlich fit sollte man auch sein, denn um Glocken zu begutachten, muss man hoch in die Türme. 

Suche nach Nachfolger

Umso schwieriger gestaltet sich da die Suche nach einem Nachfolger. „Das ist ein sehr brisantes Thema“, so Claus Peter. Die Anforderungen gerade in Mecklenburg seien wegen des einzigartigen Bestandes sehr hoch. Der Ruheständler bestätigt: „Jemand, der im Beruf steht und Familie hat, kann es nicht machen. Wir haben selbst keine Kinder, und meine Frau war oft mit. Aber so lange es ehrenamtlich bleibt, ist es kaum machbar. In Westfalen gibt es mittlerweile einen jungen Mann, der sich in Ausbildung zum Glockensachverständigen befindet.“ Auch für Mecklenburg plädiert er für eine hauptamtliche Stelle. 
Bis dahin setzt er sich weiter für Glocken ein, zum Beispiel auf dem Tag der Förderverein im vergangenen Juni. Dort hält er einen Vortrag über Glockenvielfalt – und seine Augen leuchten.