Der staatliche Fonds für Betroffene von Missbrauch steht vor dem Aus. Kirchen, Initiativen und Verbände warnen in einem Offenen Brief vor den Folgen.
Kirchen und Organisationen fordern eine weitere Unterstützung des Staates für Opfer von Missbrauch. Hintergrund ist, dass im Haushaltsentwurf für 2026 keine Mittel mehr für die Weiterführung des Fonds Sexueller Missbrauch eingeplant sind. Der Fonds sei häufig die einzige Möglichkeit für von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend Betroffene, eine Form der staatlichen Anerkennung und Unterstützung zu erhalten, schrieben verschiedene Organisationen am Dienstag in einem Offenen Brief. Daher habe der Fonds eine besonders große Bedeutung und müsse weitergeführt werden.
Das Schreiben richtet sich an die beiden Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU und SPD im Bundestag, Jens Spahn und Matthias Miersch, sowie an die Unabhängige Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus. Unterschrieben haben es neben der evangelischen und der katholischen Kirche sowie mehreren kirchlichen Verbänden unter anderem auch Betroffeneninitiativen, Sportverbände und der Kinderschutzbund.
Die Unterzeichner verweisen darauf, dass Union und SPD sich im Koalitionsvertrag eigentlich auf eine Fortführung des Fonds und des damit verbundenen ergänzenden Hilfesystems geeinigt hatten. Die Beauftragte Claus und die beiden Fraktionschefs werden gebeten, sich mit den Unterzeichnern an einen Tisch zu setzen und eine Lösung für die Fortführung des Fonds im kommenden Jahr zu finden.
Der Fonds war 2013 eingerichtet worden. Betroffene können Hilfen beantragen, die über Leistungen der Kranken- oder Pflegekassen oder andere Unterstützungen hinausgehen. Der Bundesrechnungshof hatte im vergangenen Jahr die Ausgestaltung des Fonds kritisiert und darauf gedrängt, ihn auf bestimmte Vorgaben wie eine zeitliche Befristung der Hilfen anzupassen. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hatte angekündigt, eine Lösung finden zu wollen.