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Kirchen mahnen EU-Afrika-Gipfel zu Abkehr von kolonialen Mustern

In Angolas Hauptstadt beraten Staats- und Regierungschefs der EU und der Afrikanischen Union über die Zusammenarbeit der Kontinente. Kirchliche Hilfswerke fordern eine Kurskorrektur zu einem faireren Umgang.

Vor dem am Montag beginnenden Gipfel der EU und der Afrikanischen Union (AU) in Luanda haben kirchliche Entwicklungsorganisationen ein partnerschaftlicheres Verhältnis gefordert. Neue Wirtschaftskooperationen müssten auf Augenhöhe erfolgen und afrikanische Prioritäten gleichberechtigt anerkennen, verlangte das katholische Hilfswerk Misereor.

Caritas international begrüßte, dass Frieden, Sicherheit und gute Regierungsführung zu den Schwerpunktthemen gehörten, erinnerte aber auch an die nötige Finanzierung dieser Ziele. Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt mahnte die Staats- und Regierungschefs beider Kontinente, die globalen Krisen um Frieden, Klima, Hunger und Armut entschlossener anzugehen.

Auf dem zweitägigen Gipfel beraten EU und AU über ihre weitere Zusammenarbeit. Neben Wirtschaftsprojekten stehen sicherheitspolitische Themen, Folgen des Klimawandels und Migration auf der Agenda. Aus Deutschland reist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Angolas Hauptstadt.

Misereor erklärte, die Zusammenarbeit Europas mit afrikanischen Staaten dürfe sich nicht an kolonial geprägten Mustern und der Ausbeutung natürlicher Rohstoffe orientieren. Priorität verdienten Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit. Daneben sei Klimagerechtigkeit ein Schlüsselthema. Die Folgen der Erderwärmung stellten einen der größten Treiber für Armut und Konflikte dar.

Der Gipfel habe “das Potenzial, eine neue Ära der Zusammenarbeit einzuleiten”, sagte Selina Wiredu, Referentin für afrikapolitische Lobbyarbeit bei Misereor. Ohne einen “grundlegenden Wandel in politischem Willen und Machtverhältnissen” werde die Beziehung zwischen Europäischer und Afrikanischer Union aber “weiterhin Ungleichheiten reproduzieren”.

Nach Meinung von Caritas international sollte Europa die Afrikanische Union bei deren Bemühungen um Deeskalation in den Konflikten der Sahel-Region und im Sudan stärker unterstützen. Mit Blick auf ein Waffenembargo im Sudan erklärte Caritas-Sprecher Achim Reinke, die EU müsse “deutlich mehr Druck ausüben”.

Das Hilfswerk erinnerte an die Selbstverpflichtung der europäischen Staaten aus dem Jahr 2016, mindestens ein Viertel ihrer Hilfsgelder an lokale Hilfsorganisationen weiterzuleiten. “Dies wäre ein wichtiger Schritt, um postkoloniale Strukturen aufzubrechen und humanitäre Hilfe auf Augenhöhe zu praktizieren”, sagte Reinke.

Ähnlich kritisierte Brot für die Welt, die Beziehungen zwischen AU und EU seien “weiterhin von struktureller Ungleichheit geprägt”. Nötig seien “mehr Teilhabe und Stärkung der Zivilgesellschaften in Afrika und Europa statt weiterer Einschränkungen und Mittelkürzungen bei der internationalen Zusammenarbeit”.

Dabei wolle der Bundestag ausgerechnet in der Gipfelwoche einen Haushalt mit massiven Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe verabschieden. Damit stünden zahlreiche Projekte mit afrikanischen Partnerorganisationen von Hungerbekämpfung über Gesundheit bis Berufsbildung vor dem Aus, monierte Brot für die Welt.