Katholische und evangelische Kirche in Deutschland haben im zu Ende gehenden Jahr durch die Inflation an Finanzkraft eingebüßt. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fielen die Kirchensteuereinnahmen inflationsbereinigt fünf Prozent geringer aus als im Vorjahr. Zwar nehmen die Kirchen demnach 2023 voraussichtlich nominal 13,3 Milliarden Euro ein und damit 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch die Inflation fresse die Gewinne auf, heißt es in der am Sonntag auf der Internetseite des Instituts veröffentlichten Prognose. Zuvor hatte bereits der „Spiegel“ berichtet.
Rund 7 Milliarden Euro nehme die katholische und rund 6,3 Milliarden die evangelische Kirche ein. 2022 hatte die katholische Kirche Rekordeinnahmen aus der Kirchensteuer in Höhe von 6,84 Milliarden Euro verbucht, die evangelische Kirche kam auf 6,24 Milliarden Euro Kirchensteuereinnahmen. Die Kirchensteuer wird als Aufschlag auf die Lohn- und Einkommensteuer erhoben. In Baden-Württemberg und Bayern beträgt der Zuschlag acht, in den anderen Bundesländern neun Prozent.
Die Rekordeinnahmen wurden trotz des Rekords an Kirchenaustritten und dem fortschreitenden Mitgliederverlust erzielt. Zum Stichtag 31.12.2022 gehörten der katholischen Kirche rund 20,9 Millionen Deutsche an, der evangelischen Kirche 19,15 Millionen. Das entsprach 47,5 Prozent der Bevölkerung.
Die IW-Forscher rechnen für 2023 insgesamt mit einem Mitgliederverlust durch den demografischen Wandel und Austritte in Höhe von knapp 900.000. Damit läge die Zahl deutlich unter der des Vorjahres. 2022 waren allein mehr als 900.000 Menschen aus der Kirche ausgetreten.