Die einen lieben sie, freuen sich, wenn die Zeitung im Briefkasten liegt: UK, die Zeitung mit der guten Nachricht. Ein vertrautes Ritual: Freitags zum Frühstück oder sonntags zum Kaffee wird sie gelesen.
Andere nennen sie noch immer „das Sonntagsblättchen“. Sie denken, eine Kirchenzeitung kann ja nur altbacken sein, muffig und unpolitisch. Das Gegenteil ist allerdings der Fall.
Schon die Umstände um ihren Start vor 75 Jahren waren brisant. Der damalige leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen, Präses Karl Koch, bemühte sich intensiv darum, dass in Westfalen wieder eine evangelische Zeitung erscheinen konnte. Das Vorgänger-Heft „Evangelisches Westfalen“ musste 1941 eingestellt werden. Es war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. Durchsuchungen des Medienhauses, damals in Witten, durch die Gestapo gehörten zur Tagesordnung, Direktor Paul Winckler wurde zeitweise im SS-Zuchthaus am Tempelhofer Feld inhaftiert.
Fünf Jahre später der Neuanfang. Koch verhandelte mit der britischen Militärregierung, Bescheinigungen über die Entnazifizierung wurden ausgestellt. Und schließlich informierte die „Information Control Unit“ im Mai 1946 über die Lizenz für eine Kirchenzeitung.
Nach wenigen Jahren wurde aus „Neue Kirche“ dann „Unsere Kirche“, die UK. Politische und kirchliche Turbulenzen gab es reichlich. UK war immer dabei; berichtend, kommentierend, einordnend. Immer aus evangelischer Sicht.
Bernd Blöbaum, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster, schreibt in seinem Grußwort zum Jubiläum: „Wie kann gutes Leben gelingen? Wie ist eine moderne Kirche zu denken? Wie gehe ich mit Trauer um? UK bietet auf solche Fragen Antworten an. Kultur und Gemeindeleben, Predigt, Trost und praktizierte Nächstenliebe – das Medium dokumentiert, was die evangelische Kirche leistet, was sie umtreibt und wie sie ihre Rolle in der Gesellschaft absteckt.“
Bei all dem war und ist es UK stets wichtig, Kirche dort im Auge zu haben, wo sie am vitalsten ist: an der Gemeindebasis. Nicht von ungefähr schließt sich an den Stammteil jeweils ein Regionalteil an, der Infos aus den Kirchenkreisen und fast allen Gemeinden enthält. Und das nicht nur in Westfalen, sondern auch in Lippe und Teilen der Evangelischen Kirche im Rheinland. Diese „regionale Tiefenwirkung“ sei unersetzbar, attestierte kürzlich auch Johanna Haberer, Professorin für Christliche Publizistik in Erlangen, der evangelischen Publizistik.
Ich freue mich über das Jubiläum, nicht nur, weil ich Herausgeber dieser Zeitung bin. Mich begleitet UK seit 40 Jahren. Als Konfirmand habe ich sie jahrelang ausgetragen. In meiner Sturm- und Drangzeit als Student verfasste ich geharnischte Leserbriefe, später schrieb ich in Siegen und in Hagen selbst für UK.
Ich gehöre zu denjenigen, die UK lieben und sich jede Woche darauf freuen. Unsere Kirche – ein Sonntagsblättchen – und doch so viel mehr. Auf viele weitere Jahre. Hoch die Tassen!