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Kirche im Umbruch: Braunschweigische Landessynode berät über Zukunft

Angesichts sinkender Mitgliederzahlen, rückläufiger Kirchensteuereinnahmen sowie Personalmangels hat sich das Kirchenparlament der braunschweigischen Landeskirche mit Fragen zur zukünftigen Zusammenarbeit befasst. „Wir sind eine Kirche im Umbruch“, sagte Landesbischof Christoph Meyns am Rande der Tagung in Königslutter. Das bedeute nicht nur, mit weniger Geld und Personalstellen auszukommen, sondern die nachlassende Bindung an Institutionen treffe auch die evangelische Kirche.

Die Delegierten entschieden, dass es zum Jahr 2027 eine Strukturreform der bislang zwölf Propsteien der Landeskirche geben soll. Ziel sei es, flexible, zukunftsfähige Organisationsformen zu schaffen, sagte der Leiter der Rechtsabteilung, Christoph Goos. Der Handlungsdruck sei vielerorts hoch.

Die Landessynode hatte 2013 beschlossen, eine derartige Reform auszusetzen. Ein ursprünglicher Plan, die Zahl der Propsteien auf acht zu reduzieren, war 2009 gescheitert. Die evangelischen Propsteien Salzgitter-Bad und Salzgitter-Lebenstedt werden am 1. Januar 2024 zur neuen Propstei Salzgitter fusionieren.

In den Blick genommen wurden auf der Tagung auch die 45 „Gestaltungsräume“ der Landeskirche, mit denen durch Kooperation oder Zusammenschluss Synergien zwischen Gemeinden hergestellt werden sollen. Hintergrund sind erforderliche Einsparmaßnahmen und ein geplanter Personalabbau in der Braunschweigischen Landeskirche. Sie rechnet über den Zeitraum von 2017 bis 2030 mit einem Rückgang der Mitglieder und einem Absinken der Kirchensteuereinnahmen um jeweils rund 25 Prozent.

Laut einer auf der Synode vorgestellten Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stehen die „Gestaltungsräume“ zum einen vor die Herausforderung, ehrenamtlich Mitarbeitende stärker zu unterstützen und in den Wandel einzubinden. Zum anderen müssten die Leitungsverantwortlichen Umstrukturierungen sorgfältiger erklären. “Veränderungsprozesse dürften nicht als Zwang und von oben vorgegeben erfahren werden, erläuterte Niko Labohm, Refernt des Sozialwissenschaftlichen Instituts.

Zudem erörterte die Synode der aktuelle Stand des 2019 gestarteten Zukunftsprozesses. Die Delegierten entschieden unter anderem, als künftiges Leitbild für die Weiterentwicklung der kirchlichen Arbeit eine „Haltung des Hörens“ zu berücksichtigen. In einer Zeit der „kulturellen und religiösen Schwerhörigkeit“ könne das „christliche Hören auf Worte und Stimmen“ auch dazu beitragen, machtsensible und diskriminierungsfreie Orte zu schaffen. Es gehe darum, alte Muster zu durchbrechen, indem das übliche Wirken unterbrochen und Möglichkeiten zur Besinnung und Einkehr geschaffen werden, betonte Landesbischof Christoph Meyns.

Zudem diskutierte das Kirchenparlament über Möglichkeiten zur Stärkung des ehrenamtlichen Engagements und eine engere Verzahnung von Diakonie und Seelsorge. Erörtert wurde unter anderem, in der Petri-Gemeinde in der Braunschweiger Innenstadt ein „Ort des Ausprobierens“ zu schaffen. Dort könnten unterschiedliche Angebote wie ein Suppentag oder ein Segensbüro veranstaltet werden.

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig zählt als eine von 20 Landeskirchen in Deutschland rund 294.000 Mitglieder in 270 Gemeinden. Ihr Gebiet erstreckt sich von Wolfsburg bis an den Südrand des Harzes.