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Kirche: Hunderttausende Familien in Argentinien bangen um Brot

Am Wochenende kommt Argentiniens neuer Präsident Milei in den Vatikan. Dort trifft er erstmals seinen Landsmann Papst Franziskus. Gesprächsstoff hätten die beiden genug, etwa die prekäre soziale Lage in ihrer Heimat.

Wenige Tage vor dem Treffen zwischen Papst Franziskus und dem libertären Präsidenten Javier Milei im Vatikan hat die Argentinische Bischofskonferenz auf die prekäre Situation im Heimatland der beiden hingewiesen. Hunderttausende Familien im Land hätten Probleme, sich gut zu ernähren, hieß es in einer Erklärung der Bischöfe. Zugleich forderte die Kirche die politisch Verantwortlichen dazu auf, den Gemeinschaftsküchen unverzüglich Hilfe zukommen zu lassen, damit sich die Nahrungsmittelkrise nicht weiter verschärfe.

Niemand im Land sollte hungern, denn Argentinien sei mit Brot gesegnet, schrieben die Bischöfe weiter. In dem Dokument mit dem Titel “Die Bitte um das tägliche Brot ist ein Schrei nach Gerechtigkeit” unterstrich der Episkopat, dass “es notwendig ist, vorausschauend zu handeln, damit diese Situation nicht zu einer Verschärfung der Nahrungsmittelkrise führt”, so dass “Einzelpersonen, Gemeinden und das Volk mit allem versorgt werden müssen, was notwendig ist, um den Schwächsten zu helfen, insbesondere Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen”.

In einer Krise reichten technokratische Paradigmen nicht aus, ob sie nun staats- oder marktorientiert sind, hieß es weiter. Gemeinschaft sei notwendig. In diesem Szenario von harter Arbeit und geringem Einkommen werde Familien vieles vorenthalten. Eine Mutter könne zum Beispiel darauf verzichten, den Bus zu nehmen und zu Fuß gehen, um Geld zu sparen, aber sie könne auf keinen Fall darauf verzichten, ihre Kinder zu ernähren. “Mit anderen Worten: Lebensmittel können keine Anpassungsvariable sein”, so die Bischöfe.

“Alle Betreuungseinrichtungen, die Lebensmittel ausgeben, alle Gemeinschaftsküchen, Pfarreien, evangelischen Kirchen und Volksbewegungen sollten unverzüglich Hilfe erhalten”, so der Appell der Bischöfe. Der Erzbischof von La Plata, Gabriel Mestre, forderte zu Wochenbeginn, dass die Sparpolitik “nicht vom Volk bezahlt werden dürfe”.

Milei regiert seit Dezember Argentinien und will mit einem radikal-marktliberalen Reformkurs das Land aus der aktuellen schweren Wirtschaftskrise führen. Bei Amtsantritt lebten knapp zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen (62 Prozent) unter der Armutsgrenze. Knapp 42 Prozent der Gesamtbevölkerung gilt als arm. Das Land verzeichnete 2023 eine Inflationsrate von über 200 Prozent und gilt als hoch verschuldet. An seinen Reformplänen, die die Wirtschaft beleben und so Wachstum generieren sollen, übten zuletzt Gewerkschafter und soziale Bewegungen scharfe Kritik. Seine Reise nach Italien unternimmt Milei demnach in einem Linienflug, um Staatsgelder zu sparen.

Anlass für Mileis Reise nach Rom ist die erste Heiligsprechung einer Argentinierin, der Wandermissionarin “Mama Antula” (1730-1799), am Sonntag, 11. Februar. Damit treffen Papst Franziskus und Milei erstmals zusammen. Im Wahlkampf in Argentinien vergangenes Jahr hatten sie sich ein verbales Fernduell geliefert. Nach dem Sieg des libertären Politikers mäßigten sich beide Seiten. Milei lud Franziskus offiziell nach Argentinien ein. Am Montag wird Papst Franziskus seinen Landsmann laut Medienberichten in Audienz empfangen.