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Kinderchortage: Mit David und Goliath Ängste überwinden

Wer singt, hat keine Angst – das ist wissenschaftlich bestätigt und soll bei den Kinderchortagen der Nordkirche in die Tat umgesetzt werden. Im Vordergrund stehen die Musik und viel Spaß.

Beim ersten Kinderchortag der Nordkirche hatten alle viel Spaß
Beim ersten Kinderchortag der Nordkirche hatten alle viel SpaßDirk Schneider

Singen ist total wichtig“, sagt Christiane Hrasky. „Es macht Spaß, es bringt Gemeinschaft, es ist gesund und löst Glücksgefühle aus“, weiß die Landeskantorin der Nordkirche. Außerdem kann Singen bei Kindern noch mehr bewirken. Zum Beispiel den Stresshormonspiegel senken, es ist für die Atmung wichtig, für die Artikulation, für das ganze Wohlgefühl. „Singen ist einfach toll und macht Spaß.“

An zwei Wochenenden ist all das wieder erlebbar. Die zweiten Kinderchortage der Nordkirche stehen an. Knapp 500 Kinder werden bei den vier Terminen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern mitsingen, basteln, Spaß haben und natürlich bei den großen Musicalaufführungen auf der Bühne stehen. „Die Kinderchöre aus den Regionen treffen sich und bringen ‚Wer singt, hat keine Angst – David und Goliath‘ auf die Bühne“, sagt Hrasky.

Singen und Angst finden in der gleichen Hirnregion statt

Die biblische Geschichte von David und Goliath werde als Metapher für die Überwindung von Angst durch Mut und den Einsatz der eigenen Stärken genutzt. Pastorin Antoinette Lühmann hat die Geschichte von David, dem kleinsten von sieben Brüdern, der auf die Schafe aufpassen muss, umgeschrieben. In seinem Land bricht Krieg aus, seine Brüder müssen in den Kampf. Aus dem gegnerischen Lager kommt das Angebot: Wenn jemand deren größten und stärksten Krieger besiegt, ist der Krieg beendet. „David singt sich Mut an“, erklärt Hrasky. Und dann besiegt er den Riesen Goliath mit seiner Steinschleuder.

„Wir haben die Geschichte natürlich vor dem aktuellen Kriegshintergrund ausgesucht und neu entwickelt“, erklärt Hrasky. Außerdem seien Erkenntnisse aus der Hirnforschung eingeflossen. „Singen und Angst finden in der gleichen Hirnregion statt. Man kann entweder singen oder man kann Angst haben.“ Deswegen sei die Verbindung von der Geschichte und dieser Tatsache eine gute Kombi, glaubt die Landeskantorin. „Es geht für uns darum, Kinder in ihrer Resilienz zu stärken, dass sie doch zumindest irgendeine Möglichkeit haben, etwas gegen ihre Angst zu tun, weil sie natürlich auch vom Krieg erfahren.“

Kinderchortag: Eigenen Zugang zu Liedern finden

Bei den Kinderchortagen wird geprobt. Das Heft mit der Geschichte und den Liedern haben die Chöre aber schon vorher. „Zu jedem Lied haben sie die Möglichkeit, sich den Inhalt selbst zu erschließen“, erklärt Hrasky. Zum Beispiel können sie einen eigenen Steckbrief von David schreiben. „Auf einer Seite sind 33 Schafe abgebildet, da sollen die Kinder 33 Fähigkeiten von sich notieren, also einfach mal überlegen: Was kann ich gut?“ Und auch die Frage ‚Was bedeutet Krieg?‘ wird schon im Begleitheft aufgeworfen, „damit die Kinder ihren eigenen Zugang entwickeln“, sagt Hrasky.

Jeder Kinderchortag geht etwa von 10 bis 17 Uhr. Singen und Spaß haben stehen ganz oben auf dem Programm, und es gibt zwei Bastelaktionen. „Unser Goliath hat eine Rüstung aus Pappe, und die Kinder bekleben sie mit Zetteln, wo draufsteht, was ihnen Angst macht“, verrät die Landeschorleiterin. Diese Rüstung trägt er dann auch bei der Aufführung.

Musical vom mutigen David an der Paulskirche Schwerin

Weil aber nicht nur die Angst, sondern eben auch der Mut im Mittelpunkt steht, werden bei der zweiten Bastelaktion Steine bemalt. „Ein bisschen wie die Hoffnungssteine während Corona. Da schreiben die Kinder drauf, was ihnen Mut macht.“

„Die unglaublich fröhliche Energie“ ist für Christiane Hrasky das Besondere am Musikmachen mit Kindern. „Die lernen rasend schnell dazu und geben direkte Rückmeldung. Das ist einfach toll“, freut sich die Kantorin.

Am Ende jedes Kinderchortages wird das Musical vom mutigen David, zu dem Christian Domke, seit 2012 Kantor und Organist an der Paulskirche Schwerin, die Musik geschrieben hat, aufgeführt. Dazu gibt es einen kleinen Gottesdienst – „nicht mit der ganzen Liturgie, aber mit einem Eingangslied und am Ende mit einem Reisesegen“. Zum Schluss wird dann zusammen gesungen, sagt Hrasky: „Verleih uns Frieden gnädiglich“.

Die Kinderchortage der Nordkirche finden am 22. Juni in Rendsburg, am 23. Juni in Hamburg, am 6. Juli in Wolgast und am 7. Juli in Schwerin statt.