Viele Termine beim Kinderarzt werden nicht wahrgenommen, beklagen Mediziner. Dies belaste die Kinder- und Jugendarztpraxen. Sie fordern künftig eine Gebühr, wenn die Familien dem Termin unentschuldigt fernbleiben.
Vorsorgetermin beim Kinderarzt vergessen? Das kann in Zukunft für die Patienten teuer werden. Zahlreiche Kinder- und Jugendärzte fordern die Einführung einer Gebühr beim unentschuldigten Fernbleiben von Terminen, wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ) am Mittwoch in Köln mitteilte. Die Gebühr wäre dann von den Krankenkassen bei ihren Versicherten einzuziehen. Der Verband hat nach eigenen Angaben rund 11.500 Mitglieder.
“Wer nicht zum Termin erscheint, nimmt anderen Patientinnen und Patienten ärztliche Versorgung weg. Das ist im höchsten Maße unsolidarisch”, kritisierte BVKJ-Präsident Michael Hubmann. Zudem handele es sich um ein “wachsendes Problem”. Zwei Drittel der befragten Verbandsmitglieder forderten daher die Einführung einer Gebühr bei verpasstem Termin.
Laut Umfrage des Berufsverbands, an der sich über 1.500 Mitglieder beteiligten, werden in jeder Praxis im Durchschnitt 77 terminierte Vorsorgen pro Quartal nicht wahrgenommen. Dies sei mehr als eine ganze Woche Sprechstundenzeit im Vierteljahr, die anderen Patienten und Patientinnen nicht zur Verfügung stehe. Bei den Impfterminen sind es demnach im Durchschnitt 115 Termine, die spontan nicht wahrgenommen werden.
Dies belaste die Arbeitsabläufe in den Praxen erheblich und sorge für Ärger bei Patienteneltern und besonders beim Praxispersonal. Besonders alarmierend sei, dass durch die unnötige Belastung in 86 Prozent der Praxen eine Beeinträchtigung bei der Versorgung von medizinisch dringlichen Fällen entstehe.
“Angesichts leerer Kassen und des sich verschärfenden Ärztemangels können wir uns nicht länger leisten, ärztliche Ressourcen zu verschwenden”, sagte Hubmann. Nicht wahrgenommene Termine führten nicht nur zu Beeinträchtigungen bei der Versorgung anderer Patienten, die dringend auf einen Termin warteten, sondern auch zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen. Der Verband forderte von der neuen Bundesregierung “effiziente Lösungen” zur Steuerung von Patientenströmen.