Artikel teilen

KI-Experte warnt vor Machtkonzentration bei Regierungen und Konzernen

Künstliche Intelligenz (KI) führt nach Einschätzung des Informatik-Professors Jörg Schäfer zu weiterer Machtkonzentration bei wenigen privaten Konzernen und Regierungen. Es seien vor allem die US-amerikanischen Tech-Giganten und das autoritär regierte China, die die Entwicklungen in diesem Bereich vorantreiben, sagte Schäfer am Donnerstagabend in einer Online-Veranstaltung der Evangelischen Akademie Villigst in Schwerte. Zudem werde sich das Verhältnis des Menschen zur Realität verändern.

Durch KI-Anwendungen würden Autoren- und Urheberrechte millionenfach verletzt, kritisierte Schäfer. Der Text-Generator Chat-GPT habe sich alle jemals digitalisierten Texte angeeignet; die Anwendung DALL-E, die visuelle Informationen generiert, habe Millionen von Kunstwerken „gelernt“ und nutze sie. „Haben die Autoren dazu eingewilligt? Wurden die Urheber für die Nutzung kompensiert?“, fragte der Experte.

Schäfer sagte massive Veränderungen in kreativen Branchen und Berufen voraus. Manche Tätigkeiten würden ganz wegfallen, andere transformiert, erklärte er im Blick etwa auf die Filmindustrie, die Kunst sowie Fotografie und Journalismus. In der Folge drohten eine „Ausdünnung“ von Kreativität und eine Nivellierung auf Mittelmaß.

In Zukunft werde es immer schwieriger zu unterscheiden, was wirklich sei und was nicht, sagte der Informatiker. Zum Beispiel gelinge der KI inzwischen die Imitation von Stimmen nahezu perfekt. Es gebe Voraussagen in der Forschung, wonach in einigen Jahren 90 Prozent der Inhalte im Internet von Maschinen generiert würden. Schäfer bezeichnete solche Prophezeiungen als „Dystopie“ – das Gegenbild der positiven Utopie. Die Künstliche Intelligenz zwinge dazu, sich mit dem eigenen Menschenbild auseinanderzusetzen, mahnte Schäfer.