Keine Angst vor Zahlen

Als vor 15 Jahren der Finanzkirchmeister in meiner Gemeinde aufhörte, wurde jemand gesucht, der sich mit Geld auskennt. Und weil ich im kaufmännischen Bereich tätig bin, hat mich der Pfarrer gefragt.
Viele Leute in der Kirche haben ja Angst vor Zahlen. Aber eins plus eins macht immer zwei, auch in der kirchlichen Buchführung. Die Gemeinde damals war außerdem recht überschaubar. Das änderte sich fünf Jahre später: Da mussten wir mit der Nachbargemeinde fusionieren, weil wir sonst ins Defizit gerutscht wären.
Auch in der neuen, viel größeren Gemeinde bin ich im Finanzausschuss und für Fundraising zuständig. Ohne die Erschließung neuer Finanzquellen ist attraktive Gemeindearbeit heute ja gar nicht mehr möglich. Das ist eine Menge Arbeit, und meine Frau hat mich schon öfter gefragt, ob ich nicht aufhören will. Aber unsere Finanzkirchmeisterin lässt sich jetzt nicht mehr aufstellen, und ich denke, es ist gut, wenn noch jemand bleibt, der sich auskennt und diese Aufgabe übernehmen kann.
Manchmal ist es frustrierend: Wir haben schon so viel eingespart und sind trotzdem noch weiter geknebelt. Für vieles müssen Ehrenamtliche einspringen. Da würde ich mir von der Landeskirche mehr Zugeständnisse und Anerkennung wünschen. Trotzdem: Ich mag die Zusammenarbeit mit so vielen verschiedenen Menschen und die Beziehungen, die da entstehen. Meistens macht es Spaß, und darum bin ich auch weiter dabei.