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Kein Platz für Rassismus

Das Kirchentags-Präsidium beschließt klare Linie im Umgang mit Rechtspopulisten mit Blick auf das nächste Protestantentreffen im Mai 2017 in Berlin und Wittenberg

Friedrich Stark

Fulda – Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat seine Linie im Umgang mit Rechtspopulisten festgelegt. „Nicht eingeladen wird, wer sich rassistisch äußert“, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Beschluss des Präsidiums. Zum nächsten Kirchentag in Berlin und Wittenberg unter dem Motto „Du siehst mich“ werden vom 24. bis 28. Mai 2017 rund 140 000 Dauerteilnehmende erwartet, sagte eine Sprecherin in Fulda.
Nach der umstrittenen Entscheidung des Deutschen Katholikentages, für dessen vergangenes Treffen im Mai Vertreter der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) von den Podien auszuschließen, verfolgt der evangelische Kirchentag eine andere Linie: Entscheidend für Vortragende sei deren fachliche Kompetenz. „Es wird niemand wegen seines Parteibuchs ein- oder ausgeladen“, beschloss das Präsidium. Dem Gremium gehören unter anderem die Bundesminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Thomas de Maizière (CDU) und die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt an.
Kirchentagspräsidentin Christina aus der Au unterstrich in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“, dass Menschenfeindlichkeit gegen die seit Jahren geltenden Werte des Kirchentags verstoße. „Wir müssen die Prinzipien nicht wegen neuer Parteien neu formulieren“, sagte die Schweizer Theologin. Daher werde die AfD in dem Präsidiumsbeschluss nicht explizit genannt.
Als Ausschlusskriterien gelten nicht nur die Verbreitung von Rassismus, sondern auch „Äußerungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, beschloss das Kirchentagspräsidium bei seiner Sitzung. Dies gelte unabhängig davon, ob solche Äußerungen in offiziellen Statements erfolgt sind oder in sozialen Medien und Netzwerken.
Die Generalsekretärin des Kirchentags, Ellen Ueberschär, sagte in Fulda, der Kirchentag wolle keine Wahlkampfunterstützung für die AfD leisten. Zugleich solle aber vermieden werden, dass sich Vertreter der rechtspopulistischen Partei als Opfer stilisierten. Notwendig sei eine politische Auseinandersetzung Die Projektleitungen des Kirchentages entschieden eigenständig, welche Vertreter zu den rund 2.500 geplanten Veranstaltungen für das Berliner Christentreffen eingeladen werden.
Der Deutsche Evangelische Kirchentag 2017 steht im Rahmen der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum. Zu den Schwerpunktthemen zählen Flucht und Migration sowie interreligiöser Dialog. Geplant sind rund 2500 Veranstaltungen. Parallel zu den Veranstaltungen in Berlin und auch in Potsdam sind regionale „Kirchentage auf dem Weg“ in acht mitteldeutschen Städten geplant. Als gemeinsamer Abschluss ist ein Großgottesdienst in Wittenberg am 28. Mai vorgesehen.
Die Planungen für den Gottesdienst sind auf 200 000 Teilnehmende ausgelegt, sagte Ueberschär: „Wenn 300 000 kommen, ist das auch schön.“ Derzeit liefen die Abstimmungen des Kirchentags mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wer bei dem Gottesdienst die Predigt halten soll. epd/KNA