Alles muss raus“, lautet derzeit das Motto des Kasseler Sepulkralmuseums. Grund: Das weltweit einzigartige Museum zum Thema Sterben, Tod, Trauer, Bestattung und Gedenken in der Weinbergstraße 25 muss saniert und umgebaut, die Dauerausstellung neu konzipiert werden. Anfang 2025 soll der Startschuss erfolgen, Ende 2027 die Wiedereröffnung. Von den dafür veranschlagten 13,8 Millionen Euro an Kosten übernehme die Hälfte der Bund, die andere Hälfte teilten sich die Stadt Kassel und das Land Hessen, erläutert Tatjana Ahle-Rosental, die das Museumsprojekt federführend betreut.
Da die Bauarbeiten einen Besuch und ein Arbeiten im Museum unmöglich machten, müsse dieses für rund drei Jahre komplett geräumt werden, schildert sie die Situation. Allein für das Depot würden insgesamt rund 1.200 Quadratmeter Fläche benötigt. Für Büros seien 250 Quadratmeter veranschlagt, für die Bibliothek 130 Quadratmeter. Teilweise gebe es hier schon erste Angebote, aber nicht alle seien geeignet. So müsse das Depot etwa bestimmten klimatischen Anforderungen entsprechen, damit die Exponate keinen Schaden nähmen.
Fläche sollte im Innenstadtbereich liegen
Das derzeitige Hauptproblem aber sei es, eine Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche in der Nähe zu finden. „Die muss im Innenstadtbereich Kassel liegen“, sagt Ahle-Rosental. Das Museum könne schließlich nicht für drei Jahre komplett von der Bildfläche verschwinden oder Ausstellungen in einem Gebäude am Stadtrand oder noch weiter entfernt zeigen. Allerdings sei trotz einiger leer stehender Räume in der Stadt eine gewisse Zurückhaltung bei den Gesprächen zu beobachten.

Er habe den Eindruck, dass viele potenzielle Vermieter davor zurückschreckten, ihre Räume einer Institution zur Verfügung zu stellen, die sich mit dem Tod beschäftigt, hatte vor kurzem der Direktor des Museums, Dirk Pörschmann, festgestellt. Zwar werde dies explizit natürlich so nicht gesagt, doch habe es Rückzieher in Verhandlungen gegeben, nachdem den Vermietern, die oft gar nicht in Kassel beheimatet seien, das Thema des Museums näher bekannt wurde, bestätigt Ahle-Rosental diesen Verdacht. „Dabei wäre es für alle nur eine win-win-Situation“, betont sie. Es würde den Dialog fördern und neue Zielgruppen in die angemieteten Räume bringen.
Dauerausstellung braucht Neukonzeption
Die seit 1992 fast unverändert bestehende Dauerausstellung bedürfe auf jeden Fall dringend einer Neukonzeption, sagt Ahle-Rosental. Bei der Neugestaltung werde sicher auch dem technischen Fortschritt der Digitalisierung Genüge getan werden, „aber da wollen wir nicht übertreiben“, sagt sie. Im Zentrum würden die vielen Objekte der Sepulkralkultur stehen, die das Museum zusammengetragen hat. Die Gestaltung der neuen Dauerausstellung übernehme das Berliner Büro „gewerkdesign“.
In den vergangenen 30 Jahren habe es bedeutende Veränderungen gegeben, die das Museum in seiner jetzigen Dauerausstellung noch gar nicht thematisiere, fährt sie fort. Dies seien beispielsweise Organspende und Suizid. Aber auch kulturell habe es Veränderungen gegeben, etwa bei den Bestattungsformen. Generell soll die Ausstellung so gestaltet werden, dass sie jederzeit aktualisiert werden kann.
Umbau und Aufstockung geplant
Neben einem Umbau der Räume sei auch eine Aufstockung auf einem Teil des Gebäudes geplant. Die Dauerausstellung werde ins Erdgeschoss und den ersten Stock wechseln, Sonderausstellungen fänden dann im Souterrain statt. „Die Ausstellungsfläche wird allerdings nicht größer“, schränkt Ahle-Rosental ein. Für Sonderveranstaltungen und Vorträge werde auf der Terrasse des Museums ein neuer, glasüberdachter Raum geschaffen werden. Der jetzige Raum im Souterrain sei für viele Veranstaltungen inzwischen einfach zu klein geworden. Dies werde dann, auch durch die Einrichtung einer Gastronomie, sicher bedeutend besser.