Die katholischen Krankenhäuser kritisieren die bundesweite Krankenhausreform. Sie sei handwerklich schlecht gemacht. Besonders die von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden getragenen Häuser würden benachteiligt.
Die katholischen Krankenhäuser in Deutschland fordern schnelle finanzielle Hilfen, um alle Einrichtungen kurzfristig wirtschaftlich zu stabilisieren. Zudem solle die neue Regierung die komplizierten Vorgaben der Krankenhausreform auf das flexiblere Modell aus Nordrhein-Westfalen zurückfahren, forderte der Katholische Krankenhausverband am Freitag in Berlin.
“Knapp 80 Prozent der Krankenhäuser rechnen für ihren Jahresabschluss 2024 mit roten Zahlen. Das ist ein Alarmsignal”, erklärte Verbandsgeschäftsführerin Bernadette Rümmelin. Besonders die von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden getragenen “freigemeinnützigen” Einrichtungen seien bedroht. Bei öffentlichen Kliniken würden die Defizite oftmals von den Kommunen und Ländern mit Steuermitteln ausgeglichen. Die freigemeinnützigen Träger müssten dafür ihre ohnehin durch das Gemeinnützigkeitsrecht begrenzten Rücklagen aufzehren. “Das geht nicht mehr lange gut.” Rümmelin forderte “faire Wettbewerbsbedingungen für alle, ansonsten kommt die freigemeinnützige Säule der Krankenhausversorgung unweigerlich ins Straucheln.”
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes befindet sich knapp jedes Dritte deutsche Krankenhaus in freigemeinnütziger Trägerschaft, davon sind wiederum knapp 45 Prozent katholische Krankenhäuser.
Rümmelin kritisierte die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erarbeitete bundesweite Krankenhausreform als “handwerklich schlecht gemacht”. Die Auswirkungen auf die Versorgung seien ungewiss, weil eine echte Auswirkungsanalyse weiterhin fehle. Kritisch sehen die katholischen Krankenhäuser auch das vorgesehene Finanzierungsmodell über Vorhaltebudgets. Die Kliniken sollen künftig 60 Prozent der bisherigen Fallpauschale dafür erhalten, dass sie notwendige Strukturen vorhalten. Die restlichen 40 Prozent sind weiter über Behandlungsfälle zu erwirtschaften.
Durch dieses Finanzierungsmodell würden bestehende Fehlanreize durch neue ersetzt, so Rümmelin. “Wir brauchen eine Finanzierung, die die tatsächlichen Vorhaltekosten für bedarfsnotwendige Leistungen abdeckt und dabei nicht mit der Zahl der tatsächlich behandelten Fälle verknüpft ist.”
Mit Blick auf den Fachkräftemangel und attraktive Arbeitsbedingungen fordern die katholischen Krankenhäuser von der Politik eine Refinanzierung von krankenhausinternen Springerpools und gesetzliche Maßnahmen, um Leiharbeit einzudämmen. Auch wünschen sie sich eine verbesserte Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte. Konkret sollten die Anerkennungsverfahren beschleunigt sowie Sprachkurse und Integrationsprojekte gezielt gefördert werden.
Der Katholische Krankenhausverband Deutschland vertritt als Fachverband bundesweit 261 Krankenhäuser an 330 Standorten sowie 52 Reha-Einrichtungen mit insgesamt 204.000 Mitarbeitenden. Jährlich werden hier 3 Millionen Patienten stationär und 2,5 Millionen Patienten ambulant versorgt.