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Katholische Kirche offen für Transpersonen und Homosexuelle

Der Vatikan veröffentlicht eine Erklärung zur Menschenwürde. Bei der Vorstellung geht es vor allem um die Haltung der Kirche zu homo- und transsexuellen Menschen. Chefdogmatiker Fernandez macht dazu klare Ansagen.

Die katholische Kirche sollte nach den Worten ihres Chefdogmatikers Kardinal Victor Fernandez keinen Menschen ausschließen – auch nicht homo- oder transsexuelle Personen. Das betonte der Präfekt der vatikanischen Glaubensbehörde am Montag bei der Vorstellung eines neuen Dokuments zur Menschenwürde.

Das rund 25 Seiten lange Papier mit dem Titel “Dignitas infinita” (Unendliche Würde) enthält eine ausführliche Darstellung von Verstößen gegen die Menschenwürde aus Sicht der katholischen Kirche. Dazu zählen die Ausbeutung von Arbeitern, der Menschenhandel, die Zerstörung der Umwelt, sexueller Missbrauch innerhalb und außerhalb der Kirche, Gewalt gegen Frauen, Krieg und die Todesstrafe.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, begrüßte in einer Mitteilung, dass die Glaubensbehörde die “unverzichtbare, unverletzliche und nicht zu reduzierende (‘infinita’) Würde des Menschen” unterstreiche und einschärfe.

In “Dignitas infinita” präzisiert die Kirche zudem ihre ethischen Standpunkte zu relevanten Themen des 21. Jahrhunderts. Sie lehnt Leihmutterschaft und medizinische Geschlechtsumwandlungen grundlegend ab. Zudem bleibt sie bei ihrem strikten Nein zu Abtreibung und Sterbehilfe. Ihre Position begründet sie mit der Pflicht zur Verteidigung der von Gott gegebenen Menschenwürde.

Die Ablehnung etwa von Geschlechtsumwandlungen impliziere jedoch nicht die Ablehnung der Menschen selbst und die Seelsorge für sie, präzisierte Fernandez in der Pressekonferenz. Alle Menschen, also auch jene, die Entscheidungen träfen, die nicht mit der katholischen Lehre übereinstimmten, seien in der katholischen Kirche willkommen.

Zu Beginn der Pressekonferenz ging der Präfekt des vatikanischen Glaubensdikasteriums auch auf die Erklärung “Fiducia supplicans” ein. Mit ihrer erstmaligen Empfehlung einer kirchliche Segnung für Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen hatte sie kurz vor Weihnachten weltweit für Aufsehen gesorgt.

In der Erklärung sei es vor allem um eine Ausweitung des Segnungsbegriffs gegangen, verteidigte Fernandez das Dokument. Dies sei eine “Neuerung” im katholischen Lehramt gewesen, wenn auch eine von “geringerer Bedeutung”. Er betonte, diese Neuerung sei Papst Franziskus dennoch sehr wichtig gewesen, wegen ihrer seelsorgerischen Dimension.

Obwohl einige Liturgie-Experten diese Ausweitung des Segensbegriffs kritisiert hätten, habe der Papst sie so gewollt, und es sei sein Recht als Papst gewesen, sie einzuführen. Gemäß dem erweiterten Segensbegriff könnten nun Geistliche außerhalb der Liturgie einen Segen erteilen, ohne dass die gesegnete Realität in allen Aspekten der kirchlichen Lehre entsprechen müsse, so Fernandez.

Der argentinische Kardinal sprach sich zudem dafür aus, die katholische Beurteilung homosexueller Handlungen als “objektiv ungeordnet” sprachlich zu ändern. Der Satz im heutigen Katechismus der Katholische Kirche sei eine “sehr schwerwiegende Formulierung”, die viel Erklärung erfordere. “Es wäre wünschenswert, dass wir dafür eine klarere Ausdrucksweise finden”, so Fernandez.