Deutschlands katholische Bischöfe waren überrascht, als sie in Fulda zusammenkamen. Denn eine mächtige Orgel-Version des Rockklassikers “Smoke on the Water” von Deep Purple begleitete ihren Einzug in den Dom. Der Song handelt von einem Brand am Genfersee – und um viele Brandherde ging es auch bei den Beratungen der Bischöfe.
Zuallererst ist der Krieg im Heiligen Land zu nennen. Der katholische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, warb in Fulda dafür, den “Tsunami des Hasses” zu überwinden: “Jeder sieht sich als Opfer, als einziges Opfer dieses abscheulichen Krieges.” Es komme darauf an, dass die Kriegsparteien im Nahen Osten nicht nur den eigenen Schmerz, sondern auch den der anderen sehen.
Bischöfe: Christen sollten auf Hoffnung setzen
Doch ist der Wunsch nach Frieden realistisch? Angesichts all der Krisen, Kriege und Klimakatastrophen scheint jede Hoffnung vergeblich zu sein. Sich gegen Resignation zu stemmen – darin sieht der Berliner Erzbischof Heiner Koch aktuell den wichtigsten gesellschaftlichen Auftrag der Christen: Weil sie an einen Gott glauben, der die Welt in seinen guten Händen hält, sollen sie der Untergangsstimmung Hoffnung entgegensetzen. Denn wer resigniert, lässt dem Unheil der Täter freie Bahn.
Doch wie steht es um die Hoffnung der Christen, dass auch die Kirche eine gute Zukunft hat? Viele Menschen in Deutschland treten aus der Kirche aus; immer mehr Gemeinden haben keinen Priester mehr; aus Kostengründen müssen katholische Einrichtungen aufgegeben werden; und der sexuelle Missbrauch von Minderjährigen durch Priester hat die Glaubwürdigkeit der Kirche massiv beschädigt.
Mit dem Reformprojekt Synodaler Weg wollten die Bischöfe Vertrauen zurückgewinnen und Missstände beseitigen. Sie stoßen damit aber auf große Skepsis im Vatikan. Papst Franziskus will nicht, dass die Autorität des Bischofsamtes durch zu viel Mitbestimmung aller Gläubigen eingeschränkt wird. Er will aber auch nicht, dass alles so bleibt, wie es ist, sondern mehr “Synodalität”. Daher hat er zur Weltsynode eingeladen, die am kommenden Mittwoch beginnt.
368 Kirchenvertreter aus allen Erdteilen beraten fast vier Wochen lang in Rom über eine Reform der katholischen Kirche. Darunter sind 272 Bischöfe und 45 Frauen. Dass Frauen in der Kirche mehr mitbestimmen und auch Diakoninnen und Priesterinnen werden können, ist ein wichtiges Anliegen des deutschen Synodalen Wegs. Doch dass sich die Deutschen damit in Rom durchsetzen können, ist sehr unwahrscheinlich – und auch in den eigenen Reihen umstritten. Einige Bischöfe wie der Augsburger Bertram Meier halten eine Zulassung von Frauen zur Diakonat und zur Priesterweihe für nicht machbar.
Erster Schritt: römischen Zentralismus lockern
Eine Öffnung könnte aber schrittweise erfolgen. Der erste Schritt wäre, den römischen Zentralismus zu lockern. Die nationalen oder kontinentalen Bischofskonferenzen bekämen mehr Freiraum für eigene Entscheidungen; das ist durchaus im Sinne des Papstes. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende, der Limburger Bischof Georg Bätzing, zeigt sich zuversichtlich, dass die Kirche dezentraler werden wird. Das Motto der weltweiten Kirche müsse sein: “Im Wesentlichen eins, in allem anderen Vielfalt und Freiheit.”
Der zweite Schritt wäre dann in Deutschland (im Unterschied zu anderen Ländern) die Zulassung von Frauen zum Diakonenamt, wofür Bätzing seit langem kämpft. Viele sehen darin eine Vorstufe zum Priesteramt für Frauen – ein möglicher dritter Schritt.
Dazu bräuchte es dann vielleicht ein gesamtkirchliches Konzil, das im Unterschied zur Weltsynode verbindliche Grundsatzbeschlüsse fassen kann. Die deutschen Bischöfe stehen jedenfalls im Wort, sich die Hoffnung nicht nehmen zu lassen.