Seit Wochen streiten Italiens Parteien über den besten Weg zur Einbürgerung von Migrantenkindern. Nun hat sich ein hochrangiger Kirchenmann für eine Gesetzesänderung ausgesprochen.
Im italienischen Parteienstreit über eine raschere Einbürgerung von Migrantenkindern hat sich der toskanische Kardinal Augusto Lojudice zu Wort gemeldet. In der jüngsten Ausgabe der Kirchenzeitung “Toscana Oggi” schrieb der Erzbischof von Siena: “Ich glaube, es wäre ein besonderes Zeichen von Zivilisiertheit, den Erwerb des Bürgerrechtes in praktikabler Weise und in nicht unmöglichen Zeiträumen zu erlauben.”
Weiter schrieb der Kirchenmann: “Wenn du Bürger des Staates bist, in dem du geboren wurdest und lebst, verschafft dir das die Anerkennung als Bürger, aber es verpflichtet dich auch auf dieselben Rechte und Pflichten wie die anderen.”
Zu der von liberalen und linken Parteien vorgeschlagenen Einführung eines “ius scholae”, wonach künftig Einwandererkinder bereits nach einem fünfjährigen Schulbesuch in Italien die Staatsbürgerschaft erhalten sollen, erklärte der Kardinal: “Ich glaube, das ‘ius scholae’ würde – mit allen erforderlichen und gebotenen Präzisierungen – für die Gesellschaft eine großartige Gelegenheit darstellen, einen Sprung nach vorne zu machen.”
In Italien gilt als Grundlage für die Staatsbürgerschaft bislang ähnlich wie in Deutschland vorrangig das biologische Abstammungsprinzip (ius sanguinis). In Italien geborene Kinder von Ausländern können erst mit 18 Jahren die Staatsbürgerschaft erwerben, sofern sie bestimmte Bedingungen erfüllen.
Den Vorschlag, künftig allen in Italien geborenen Kindern bereits nach fünf Schuljahren den Zugang zur Staatsbürgerschaft zu ermöglichen, lehnen die beiden rechten Regierungsparteien Fratelli d’Italia und Lega bislang ab.