Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx zeigt sich nach eigener Aussage fasziniert vom Oktoberfest. Vor allem, weil die Wiesn „eine solche Vielfalt an Menschen zusammenbringt“, sagte der Kardinal in einem Beitrag für die Reihe „Zum Sonntag“ (6. Oktober) des Bayerischen Rundfunks laut Mitteilung vom Freitag. Das größte Volksfest der Welt, das jedes Jahr im September und Oktober Millionen von Menschen aus aller Welt auf die Münchner Theresienwiese zieht und das am Sonntag zu Ende geht, fasziniere „quer durch alle Generationen und Nationen“.
Zwar bedeute es auch Kommerz und Konsum, und seiner Einschätzung nach sei wohl nicht alles im rechten Maß, räumte der Kardinal ein. Aber es sei wichtig, „dass wir zusammenkommen und erleben, wie viel wir gemeinsam haben, was uns alles verbindet“. Das mache den Herzschlag der Gesellschaft aus: „Wir erleben uns doch als Menschen, und nicht als Gegner.“ Der Ausruf „Auf eine friedliche Wiesn“ zur Eröffnung des Oktoberfests sei für ihn daher ein „sehr ernster Wunsch“, sagte Marx weiter.
Angesichts von Terror, Krieg und Naturkatastrophen stellte Marx die rhetorische Frage, ob „wir denn derzeit wirklich so ausgelassen feiern“ könnten und beantwortet sie mit einem entschiedenen: „Ja! Ganz unbedingt sogar!“ Durch Feste würden ja „nicht all die Probleme und Sorgen in unserem Umfeld, in der Gesellschaft und in der Welt“ ignoriert – jedoch ein Gegenpunkt gesetzt. Gemeinsam feiern gehöre für ihn zum Menschsein und zum Christsein dazu, sagte der Erzbischof.
„Ein Fest unterbricht immer den Alltag, öffnet unseren Blick für das Gemeinsame und Schöne im Leben, schafft Dankbarkeit und manchmal sogar Hoffnung und Zuversicht.“ Es sei wichtig, „all den Unheilpropheten etwas entgegenzusetzen, die unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt, unsere Demokratie, unseren Frieden über Nationen und Grenzen hinweg, letztlich kaputtmachen wollen“, sagte Marx. „Das Stärkste, was wir haben, ist unsere Mitmenschlichkeit und die Anerkennung des Anderen. Und die zeigen wir in der Not und im Fest.“ (00/2958/04.10.2024)