Kardinal Jean-Claude Hollerich (65) gehört zu den politisch führenden Köpfen der katholischen Kirche in Europa. Seit 2011 ist er Erzbischof im traditionell katholisch geprägten Luxemburg.
Von 2018 bis 2023 war Hollerich Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE in Brüssel. In dieser Funktion setzte er sich als Vermittler zwischen unterschiedlichen Sichtweisen für eine europäische Lösung der Flüchtlingsfrage ein. 2021 wurde Hollerich zusätzlich zum Vizepräsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) gewählt.
Im März 2023 wurde er von Papst Franziskus in den Kardinalsrat berufen, einem päpstlichen Beratergremium; dort vertritt er den Kontinent Europa. Schon 2019 hatte der Papst seinen Ordensbruder ins Kardinalskollegium aufgenommen. Es folgten Mitgliedschaften in drei Vatikanbehörden: im Päpstlichen Kulturrat, dem Rat für den interreligiösen Dialog sowie der Bildungskongregation. Im Juli 2021 ernannte Franziskus Hollerich zum sogenannten Generalrelator, also Koordinator der Weltbischofssynode zum Thema Synodalität, die im Oktober in Rom ihren Abschluss findet.
Am 9. August 1958 im luxemburgischen Differdingen geboren, studierte Hollerich Ende der 70er Jahre in Rom Theologie. 1981 trat er in den Jesuitenorden ein und verbrachte in den 80er und 2000er Jahren jeweils mehrere Jahre in Tokio. Schon kurz nach seinem Amtsantritt als Luxemburger Erzbischof trat der Jesuit als Krisenmanager auf, als die 2013 gewählte Regierung um den liberalen Premierminister Xavier Bettel auf eine stärkere Trennung des Staat-Kirche-Verhältnisses abzielte.