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Kandinsky-Aquarell kehrt ins Museum Folkwang zurück

Das Aquarell „Milde Tiefen“ von Wassily Kandinsky aus dem Jahr 1928 ist wieder im Besitz des Museums Folkwang in Essen. Das Bild, das bereits 1929 für die Sammlung des Essener Museums angekauft worden war, wurde im Jahr 1937 von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt und verkauft, wie das Museum am Mittwoch erläuterte. Nach Jahrzehnten in Privatbesitz sei das Bild wieder in den Handel gelangt und habe vom Museum mit Mitteln des Sammlerpaares Walter und Lieselotte Griese zurückgekauft werden können. „Milde Tiefen“, das durchscheinende, übereinanderliegende geometrische Formen zeigt, gilt als wichtiges Beispiel aus der konstruktivistischen Phase Kandinskys an der Kunstschule Bauhaus.

Die Rückführung des Werks erlaube, „den faszinierenden Übergang Kandinskys von den expressionistischen zu den konstruktivistischen Einflüssen in seinem Schaffen erneut zu würdigen“, erklärte Museumsdirektor Peter Gorschlüter. Das Werk schließe eine Lücke in der Kandinsky-Sammlung und betone die enge Verbindung des Museums mit den Avantgarde-Bewegungen des 20. Jahrhunderts.

Ulrich Blank vom Folkwang-Museumsverein nannte das Aquarell ein Zeugnis für die Offenheit, mit der der damalige Folkwang-Direktor Ernst Gosebruch die museumseigene Sammlung auf die Künstler des Bauhauses ausgerichtet habe. „Dass es nun seit der Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1937 wieder ans Haus zurückkehrt, ist Zeugnis unserer anhaltenden Bemühungen, Werke aus der ursprünglichen Sammlung vor 1937 zurückzuerwerben und damit auch das Gedenken an den unseligen Teil unserer Geschichte wachzuhalten.“

Mit Mitteln des Sammlerpaares Griese konnten seit 2017 Werke des Expressionismus und Nachexpressionismus unter anderem von Max Beckmann, Kate Diehn-Bitt, Erich Heckel, Max Pechstein, Egon Schiele und zuletzt Gabriele Münter für das Museum Folkwang erworben werden.