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Junge Menschen verunsichert und ohne Lust auf Wehrdienst

Eine Rückkehr zur Wehrpflicht wird politisch heiß diskutiert. Junge Menschen, die davon vor allem betroffen wären, haben einer Studie zufolge aber wenig Lust, zur Waffe zu greifen. Gerade AfD-Wähler wollen verweigern.

Das Sicherheitsgefühl unter jungen Menschen in Deutschland befindet sich im freien Fall. Das ist das Ergebnis der aktuelle “Jugendtrendstudie 2025”, die das Institut für Generationenforschung am Dienstag in Augsburg vorstellte. Gleichzeitig lehnt demnach die Mehrheit der sogenannten Gen Z einen Wehrdienst ab. Generationenforscher Rüdiger Maas erkennt darin gewisse “Unlogiken”: “Unsicherheit ist nicht nur ein Gefühl – sie prägt, wie wir denken, wählen und leben. Vor allem bei der Generation Z weichen das Gefühl der Unsicherheit und die erlebte Realität voneinander ab.”

64 Prozent der Befragten im Alter zwischen 15 und 30 Jahren gaben bei der Frage nach ihrem Sicherheitsgefühl in Deutschland zwischen 0 (maximal unsicher) und 100 (maximal sicher) einen Wert unterhalb von 50 an. Das Gefühl ist laut Maas, Vorstand des Augsburger Instituts für Generationenforschung, gegenläufig zur allgemeinen Kriminalitätstatistik, die für das Jahr 2024 einen Rückgang von 1,7 Prozent bei Straftaten verzeichnete.

Junge Menschen, die für die Studie in Einzelinterviews befragt wurden, erklärten zudem häufig, sich sicherer zu fühlen, wenn es einen Wehrdienst geben würde. Gleichzeitig hätten sie aber Angst, zu einem solchen Dienst verpflichtet zu werden. Laut der Studie gaben 81 Prozent der sogenannten Gen Z an, dass sie nicht bereit wären, für ihr Land zu sterben. 69 Prozent sagten, sie wären nicht bereit, ihr Land mit einer Waffe zu verteidigen.

“Für die meisten jungen Menschen ist ein verpflichtender Dienst geradezu absurd und völlig außerhalb ihrer Vorstellung”, sagte Generationenforscher Maas. Die jungen Menschen hätten vor allem Selbstbestimmung und ihre persönliche Freiheit als Gründe gegen einen Wehrdienst genannt. “Nach dem Motto: ,Ich lass mir doch nicht vorschreiben, was ich mit meinem Leben mache.'”

Politisch wird in Deutschland die Wiedereinführung einer Wehrpflicht allerdings heiß diskutiert. Die Unionsparteien CDU/CSU sind für eine Rückkehr zur Wehrpflicht und können sich ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr vorstellen. Die SPD spricht sich für einen neuen Wehrdienst aus, der auf Freiwilligkeit basiert. Die AfD fordert die Einführung einer Wehrpflicht seit Jahren. “Überraschend ist daher, dass es die AfD-Wähler und -Sympathisanten sind, die am häufigsten einen Wehrdienst verweigern würden”, erklärte Maas.

47 Prozent der befragten AfD-Wählenden erklärte, dass sie versuchen würden, einen Dienst bei der Bundeswehr zu verweigern. Zudem gaben ebenfalls AfD-Wählende am wenigsten häufig an, einen Sozialen Dienst leisten zu wollen (53 Prozent). Unter den 15- bis 30-Jährigen, die sich als Anhänger der Grünen bezeichneten, würden laut Studie hingegen nur 11 Prozent versuchen, einen Pflichtdienst zu verweigern, 89 Prozent würden einen Sozialen Dienst verrichten wollen.

Bei den Anhängern von Union sowie der Linken sind es jeweils rund ein Fünftel, die angeben, lieber verweigern zu wollen. Je 80 Prozent würden sich für einen Sozialen Dienst entscheiden. Bei der SPD erklärten 85 Prozent, einen Sozialen Dienst leisten zu wollen, 15 Prozent würden versuchen, den Bundeswehrdienst zu verweigern.

Die Wissenschaftler haben eigenen Angaben zufolge mehr als 5.000 Menschen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren repräsentativ befragt.