“Kein Aktivismus, kein Alarmismus, kein Click-Baiting” – nach dieser Maßgabe müssten Medien arbeiten, verlangt die Literatin. “Wenn sie dann pleitegehen, müssen sie pleite gehen.” Und die Konsequenz?
Die Schriftstellerin Juli Zeh (50) fordert von Medien den Verzicht auf Alarmismus – auch, wenn sie dann pleitegehen sollten. “Aus meiner Sicht stehen die Medien in der Pflicht, ihrer demokratischen Verantwortung gerecht zu werden und ihren Auftrag zu erfüllen: gründliche Information der Bürger, möglichst objektive und überparteiliche Berichterstattung”, sagte Zeh der “Augsburger Allgemeinen” (Wochenende). “Kein Aktivismus, kein Alarmismus, kein Click-Baiting. Wenn sie dann pleitegehen, müssen sie pleite gehen.”
Die Literatin – SPD-Mitglied, promovierte Juristin und ehrenamtliche Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg – fügte hinzu: “Dann müssen in Konsequenz davon neue und bessere Wege für die gesellschaftliche Kommunikation entwickelt werden. Das klingt bestimmt hart, aber aus meiner Sicht gibt es dazu keine ethisch korrekte Alternative. Man kann sich nicht in ein Problem für die Demokratie verwandeln, um das eigene Überleben zu sichern. Und leider passiert genau das an vielen – nicht an allen – Stellen.”
Medien und auch die Politik müssten aufhören, mit Angstszenarien, Apokalypsen, extremen Übertreibungen, hysterischer Rhetorik und beleidigenden Angriffen auf andere Diskursteilnehmer Aufmerksamkeit und Klicks generieren zu wollen. “Auch wenn es das Geschäftsmodell von vielen Medien und der Profilierungswunsch von vielen Politikern ist – wer da mitmacht, versündigt sich am gesellschaftlichen Frieden”, sagte Zeh.
Sie schob nach: “Ein klarer Blick auf die Realität, eine nüchterne Analyse, eine ehrliche Formulierung von Interessen sind Voraussetzung dafür, miteinander ins Gespräch zu kommen.” Daraus folge die Möglichkeit von Lösungsansätzen. “Jeder, der stattdessen Feindseligkeiten aussendet und versucht, das eigene Rechthaben zu demonstrieren, muss sich vorhalten, dass er einer besseren Zukunft im Weg steht.” Zeh mahnte: “Jeder Journalist sollte sich bei allem, was er tut, immer fragen, wem er gerade dient. Seinen digitalen Werbekunden oder den Menschen im Land?”