Rom – Papst Franziskus hat Jugendliche in aller Welt um Vergebung dafür gebeten, dass die katholische Kirche ihnen vielfach nicht zuhöre. „Entschuldigt uns, wenn wir, anstatt euch unser Herz zu öffnen, eure Ohren vollgeredet haben“, sagte er in einer Messe im römischen Petersdom zum Abschluss der Bischofssynode über Kirche und Jugend. „Wir dürfen weder doktrinär noch aktivistisch sein“, mahnte der Papst die Bischöfe. Bei der vierwöchigen Synode im Vatikan waren sehr unterschiedliche Positionen aufeinandergestoßen, die von einer uneingeschränkten Bewahrung der traditionellen katholischen Lehre bis hin zu einer Öffnung für die Welt von heute gereicht hatten.
Die Teilnehmer der Synode forderten in ihrem Abschlussdokument eine Auseinandersetzung mit Missbrauchsskandalen in den eigenen Reihen. Diese könne die Möglichkeit für eine „Reform epochalen Ausmaßes“ bieten, heißt es darin. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, begrüßte, dass in dem Dokument wichtige Anliegen wie eine stärkere Beteiligung von Jugendlichen und Frauen in der Kirche sowie eine größere Aufmerksamkeit für die Nöte der Welt enthalten seien.
Jugendliche erwarteten eine authentische und transparente Kirche, betonen die Bischöfe in dem Dokument. Viele junge Menschen hätten sie verlassen, weil sie dort anstatt Heiligkeit „Mittelmäßigkeit, Selbstgerechtigkeit, Spaltung und Korruption“ gefunden hätten. Die Welt sei empört über den sexuellen Missbrauch von Kirchenmitgliedern. Vor diesem Hintergrund mahnten die Bischöfe „radikale Veränderungen“ in der Kirche an. Die Synodenteilnehmer verabschiedeten mehrheitlich auch einen Absatz im Abschlussdokument über den Umgang mit Homosexualität. Darin fordern sie die Begleitung Homosexueller auf dem Weg ihrer Selbstfindung.
Zum Abschluss ihrer Synode erkannten die Bischöfe überdies an, dass die katholische Sexualmoral viele Menschen von der Kirche entfremde, da sie als verurteilend wahrgenommen werde. Eine breite Mehrheit sprach sich dafür aus, unter Jugendlichen für den „Wert der Keuschheit“ zu werben. Beim ebenfalls umstrittenen Thema der Rolle der Frauen in der Kirche forderten die Bischöfe deren stärkere Beteiligung an Entscheidungsprozessen unter Wahrung der Rolle von Priestern. epd/UK
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