“The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom” motiviert zum Erkunden, Sammeln und Kombinieren – und überlässt erstmals der Namensgeberin das Ruder. In der Kurzkritik: Harry Potter: Quidditch Champions.
Menschen, die wenig mit Videospielen am Hut haben, lassen sich regelmäßig aufs Glatteis führen: Nicht die namensgebende Prinzessin ist die Heldin von Nintendos “Zelda”-Reihe, sondern der grün gewandete Schwertkämpfer Link. In “The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom” verschwindet der Unverwüstliche nun aber in einem mysteriösen Dimensionsriss, der sich in seiner Heimatwelt Hyrule auftut.
Also muss Zelda tatsächlich selbst in Aktion treten und ihrem Retter zu Hilfe eilen – eine Wachablösung mit Folgen. Denn anders als der schlagkräftige Link muss sich die blaublütige Dame dabei mehr auf ihren Grips verlassen. Zum Glück steht ihr ein magisches Wesen namens Tri zur Seite. Das verleiht ihr die Fähigkeit, Gegenstände wie auch Lebewesen aus der Spielwelt zu kopieren und jederzeit neu erstehen zu lassen.
Zunächst sind das nur ein Bett, ein kleiner Tisch und ein Felsbrocken. Schon damit lässt sich überraschend viel anstellen, zum Beispiel Brücken über Abgründe bauen oder Feinde aussperren. Doch die Rätsel und Hindernisse, denen das Duo sich gegenübersieht, werden immer kniffliger. Zum Glück wächst gleichzeitig das Arsenal an verfügbaren “Echos” immer weiter an: Ventilatoren, Spinnen, Flammen, Blöcke aus Wasser, aber auch besiegte Feinde kann Zelda zur Hilfe rufen.
Doch welches Echo ist in welcher Situation hilfreich? Das herauszufinden, macht einen Großteil des Spaßes an diesem Spiel aus, das in putziger Comic-Grafik daherkommt. Denn meistens gibt es nicht nur einen Lösungsweg, man hat einen großen kreativen Freiraum, wie man Echos kombiniert und einsetzt. Frei ist man auch beim Erkunden der Spielwelt, die so manches Wunder bereithält und selten auf den ersten Blick erkennen lässt, was zu tun ist. Wie fängt man etwa eines der vertrockneten Sträucher ein, die durch die Wüste im Südwesten rollen, wenn sie bei jeder Berührung sofort zu Staub zerfallen? Wie lassen sich die erloschenen Flammen an einem Grabmal entzünden, das hinter einem Dimensionsriss liegt?
Hilft gar nichts weiter, muss Zelda als Ultima Ratio doch zu Links Schwert greifen. Dann schlüpft sie kurzzeitig in die Kämpferrolle und stellt sich mächtigen Feinden entgegen. Die Betonung liegt auf kurzzeitig, denn die Verwandlung währt nur Sekunden und braucht Zeit, um sich wieder aufzuladen. So muss man sich gut überlegen, wo man sie wirklich braucht und einsetzt. Hilfreich sind auch unterwegs eingesammelte oder als Belohnung überreichte Früchte, mit denen man Smoothies mixen kann. Auch hier ist Kreativität gefragt, denn unterschiedliche Kombinationen haben unterschiedliche Wirkungen, die man durch beharrliches Ausprobieren herausfinden muss.
“Echoes of Wisdom” verbindet die Rätsel klassischer Zelda-Spiele wie “A Link to the Past” mit den Bau- und Konstruktionsanteilen neuerer Titel wie “Tears of the Kingdom”. Man verbringt weniger Zeit mit Kämpfen als mit Sammeln und Kombinieren, der Gedanke “Mal sehen, was jetzt passiert” sorgt für Motivation. Wie die anderen Zelda-Spiele ist auch “Echoes of Wisdom” für Einzelspieler konzipiert, macht aber auch zu zweit, zu dritt oder sogar in größerer Runde Spaß. Dann können alle gemeinsam ausknobeln, wie eine Situation am cleversten zu meistern ist, und die Person mit den flinkesten Fingern steuert Zelda über schwierige Hüpfpassagen. Alles in allem eine gelungene Premiere für Prinzessin Zelda, die für versierte Fans allerdings vielleicht ein kleines bisschen zu leicht ausfällt.
Nintendo/Grezzo
USK-Freigabe ab 6 Jahren; die Gewaltdarstellung bei den Schwertkämpfen ist moderat, Figuren wie Zombies oder Spinnen können auf Jüngere beängstigend wirken. Für Spieler unter 10 Jahren dürften einige Rätsel zu schwer sein, doch im Familienverband macht es nochmal so viel Spaß!
nein
viele Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Niederländisch, Russisch) einstellbar; das Spiel ist musikalisch untermalt, alle Informationen werden über Texttafeln übermittelt. Einer der Spieler sollte also unbedingt über gute Lesekenntnisse verfügen.
Nintendo Switch
ca. 50 Euro
Mit “Dragon Quest Builders 2” gibt es von Square Enix einen genialen Mix aus Adventure und Klötzchenbau a la “Minecraft”. Es gilt, ein zerstörtes Dorf aus in einer riesigen Welt eingesammelten Materialien wiederaufzubauen und gegen Angriffe von außen zu beschützen. Die Möglichkeiten wachsen von Stunden zu Stunde. Man darf nicht nur eigene Traumbauten errichten, sondern muss auch die wachsende Bevölkerung bei Laune halten, Gärten anlegen und bewässern und vieles mehr. Wer möchte, kann sich dabei online mit bis zu drei Mitspielern zusammentun. Das bereits 2019 erschienene Spiel gibt es ab rund 20 Euro für PC, PlayStation 4 und Xbox One sowie für rund 40 Euro für Nintendo Switch.
“Hogwarts Legacy”, ein Harry-Potter-Game, das ganz ohne Harry Potter auskommt, ließ 2023 alle staunen. Die Entwickler von Warner hatten es tatsächlich geschafft, die berühmte Zauberschule samt ihrer weitläufigen Umgebung voller fantastischer Details zum Leben zu erwecken. Allein das leer und verlassen daliegende Quidditch-Stadion irritierte und nährte die Hoffnung, das muntere Besenreiten würde später per Download nachgereicht.
Stattdessen gibt es “Harry Potter: Quidditch Champions” nun als eigenständiges Game. Mit “Hogwarts Legacy” hat es allerdings gar nichts mehr zu tun, die Rahmenhandlung ist nicht der Rede wert. Als große Leistung der Entwickler muss man anerkennen, dass sie aus der eigentlich unmöglichen Vision eines fiktiven Ballsports, wie sie die Autorin J.K. Rowling für die Vorlage ersonnen hat, ein sehr gut funktionierendes Sportspiel gemacht haben. Das ähnelt ähnlichen Titeln wie “Rocket League”, die mehr auf kurzweilige Action als auf narrative Verzauberung setzen.
Für Einzelspieler wird die Jagd nach dem Goldenen Schnatz bald langweilig. Wer sich die nicht ganz unkomplizierten Regeln und die gewöhnungsbedürftige Steuerung zu eigen gemacht hat, stürzt sich daher in Online-Matches. Dabei tritt man in Dreierteams mit verteilten Rollen als Jäger, Treiber, Hüter und Sucher an. Jeder muss also mehrere Positionen bekleiden. Der Hüter schützt die Ringe vor den gegnerischen Jägern und versucht gleichzeitig, ihre Schüsse abzuwehren. Die Treiber sind dafür zuständig, schwarze Eisenkugeln namens “Klatscher” auf die gegnerischen Spieler zu werfen oder diese abzuwehren. Ganz gewaltfrei geht das Ganze also nicht vor sich, weshalb das Spiel erst ab 12 Jahren freigegeben ist. Der Sucher wiederum muss den goldenen Schnatz fangen, um das Spiel zu beenden. Neue Outfits können im Shop erworben oder freigespielt werden. Das ist als Dauermotivation etwas wenig. Auch dass man für das Spiel ein Warner-Konto braucht, könnte manchen Fan von diesem kurzweiligen Spaß zurückschrecken lassen.
“Harry Potter: Quidditch Champions”, THQ Nordic/Unbroken Studios, für Nintendo Switch, PS5, PS4, Xbox One, Xbox Series und PC, ab 12 Jahren, ca. 20 bis 40 Euro.