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Jonas Göbel: Der Heilige Geist als „Energie Gottes“

Menschen erleben den Heiligen Geist auf unterschiedliche Weise. Der Pfarrer und Buchautor Jonas Göbel macht keinen großen Unterschied zwischen Gott, Jesus und Heiligem Geist.

Jonas Göbel ist Pastor und Buchautor.
Jonas Göbel ist Pastor und Buchautor.Lucas Lütz

„Ich bete zu Gott und gleichzeitig zu Jesus und dem Heiligen Geist“, sagt Jonas Göbel. Der 35-Jährige ist Pfarrer der Nordkirche in Hamburg. „Eine schnelle, einfach Erklärung­ für den Heiligen Geist gibt es nicht“, meint er. „Die kürzeste Variante ist für mich: die Energie Gottes.“

Als Pfarrer und Buchautor („Jesus, die Milch ist alle“, „Jesus, Füße runter!“, „Jesus, der Hund muss raus“) setzt er sich mit diesem Thema­ auseinander. „Ich nutze oft Beispiele aus der Natur“, sagt er und erklärt Trinität im Vergleich mit Wasser: Das gibt es in flüssigem Zustand in Bächen, Flüssen, Seen oder aus dem Wasserhahn. Dann ist da das gefrorene Wasser, das bei großer Kälte Menschen auf zugefrorenen Seen trägt. Und es gibt den Wasserdampf, Nebel oder eine hohe Luftfeuchtigkeit. „Das ist das Wasser in einer Form, die man nicht unbedingt sieht. So ist das mit dem Heiligen Geist auch.“

Die Wissenschaft macht die Sache mit dem Heiligen Geist kompliziert

Ein anderes Beispiel nennt er aus der Botanik: Eine Pflanze braucht verschiedene Dinge zum Leben. „Da ist die Erde, der Untergrund, wo sie wurzelt. Dann braucht sie Wasser, damit sie wächst und gedeiht. Und schließlich braucht sie die Sonne und das Licht.“

Als Theologe weiß Jonas Göbel natürlich, dass die Wissenschaft einen Unterschied macht zwischen Gott, Jesus und dem Heiligen Geist. „Bibelstellen über Jesus sind für mich verständlich, Stellen über den Heiligen Geist finde ich oft verwirrend.“ Er macht eine kurze Pause und sagt dann: „Aber vielleicht ist es ja der Heilige Geist, der mir hilft, die Stellen über Jesus gut zu verstehen.“ Jesus ist für ihn klarer zu fassen, weil er Mensch war.

Heilige Momente im Alltag

„In meinem alltäglichen Leben allerdings trenne ich das nicht, da geht das ineinander über. Ich habe extrem schöne Dinge mit Gott erlebt. Da würde ich das nicht aufteilen und sagen, das habe ich mit Gott oder Jesus oder seinem Geist erlebt. Wenn ich da von Gott rede, meine ich die Dreieinigkeit“, überlegt Jonas Göbel. Für ihn hat das Erleben Gottes – und seines Geistes – oft mit Natur zu tun. Oder mit Gemeinschaft. „Gerade in der unberührten Natur entstehen manchmal göttliche Momente. Da fühle ich mich mit Gott und seiner ganzen Schöpfung verbunden. In der Natur komme ich leicht ins Beten.“

Aber auch Gemeinschaft im Gottesdienst oder bei Konzerten erlebt er als Momente des spirituellen Verbundenseins. „Als Pfarrer sitze ich im Gottesdienst oft in der ersten Reihe, und wenn das erste Lied angestimmt wird und so viele Menschen singen, schwappt das von hinten über mich. Das ist für mich ein heiliger Moment.“ Manchmal sagt er nach einem Gottesdienst: „Da war ordentlich Geist anwesend.“ Oder: „Da hat Gott seinen Geist wehen lassen.“ Dazu erklärt er: „Ist ja nicht so, dass Gott und Jesus nicht in den Gottesdienst gehen und der Geist sagt: ,Na, dann geh ich da hin.‘ Da ist schon die Dreieinigkeit anwesend.“

An etwas Übersinnliches glauben

Momente, in denen Menschen den Geist Gottes erleben, kann man nicht machen. Sie sind unverfügbar. „Mir fällt auf, dass ich sie weniger beim Bibellesen habe. Da bin ich wohl mehr mit dem Kopf unterwegs“, beschreibt Jonas Göbel. „Ich glaube, für uns ist der Heilige Geist schwerer zu fassen als für Menschen in anderen Teilen der Welt“, sagt er. „In Afrika oder Südamerika ist Spiritualität viel mehr im Leben verankert. Wir sind eher an Fakten orientiert. Das Erleben des Heiligen Geistes setzt schon voraus, dass man auch an etwas Übersinnliches glaubt.“