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John Podesta wird Klimabeauftragter der US-Regierung

John Podesta soll als internationaler Klimabeauftragter der Regierung und Verwalter des 300 Milliarden-Dollar-Klimafonds im Weißen Haus den grünen Umbau der USA gestalten. Wer ist Joe Bidens neuer Klimazar?

Ende vergangenen Jahres empfing Joe Biden eine Delegation der katholischen Bischofskonferenz, die mit ihm über die Sorgen der Kirche in der Klimafrage sprechen wollte. Mit dabei war John Podesta. Er überwacht im Weißen Haus die Umsetzung des “Inflation Reduction Act”, der über ein Jahrzehnt 300 Milliarden US-Dollar für den grünen Umbau der USA bereitstellt. Die Delegation der Bischöfe unter Führung von Erzbischof John Wester aus Santa Fe warb für das kurz zuvor erschienene apostolische Schreiben “Laudate Deum”, in dem Papst Franziskus zu einem konsequenten Handeln in der Klimakrise aufruft.

Die Bischöfe nahmen einen guten Eindruck von dem Manager des gewaltigen Klimafonds im Weißen Haus mit. Podesta verstehe die kirchliche Lehre zu diesem Thema, lobte ihn Erzbischof Wester anschließend. Entsprechend positiv fiel die Reaktion aus, als US-Präsident Biden dem praktizierenden Katholiken vergangene Woche zusätzlich das Amt des internationalen Klimabeauftragten seiner Regierung verlieh. Ein Job, den bisher John Kerry innehatte. “Ich denke, er wird auf Glaubensführer und moralische Argumente hören”, ist sich Erzbischof Wester nach der Erfahrung vom November vergangenen Jahres sicher.

“John ist ein ernsthafter Katholik”, lobt auch Stephen Schneck, Mitglied des katholischen Klimabündnisses, Bidens neuen Klimazar. Dieser sei ein großer Verfechter von “Laudato si”, der Enzyklika, in der Papst Franziskus 2015 ein weltweites Umdenken in der Umwelt- und Klimaschutzpolitik gefordert hatte. Podesta verstehe die Botschaft der Kirche zur sozialen Gerechtigkeit.

Er soll im Laufe des Frühjahrs seinen neuen Job antreten und damit Nachfolger des inzwischen 80-jährigen Kerry werden. Einflussreichen Rechtskatholiken ist der ehemalige Stabschef von Bill Clinton und Leiter des “Transition-Teams” von Barack Obama allerdings suspekt, weil Kerry für den straffreien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen eintritt und ein Verfechter der gleichgeschlechtlichen Ehe ist.

Podesta, Sohn eines italienischstämmigen Vaters und einer Mutter mit griechischen Wurzeln, stammt aus einer Konvertiten-Familie. Sein Großvater trat vom Judentum zum Katholizismus über. Er bezeichnet sich selbst als einen “lebenslangen, praktizierenden Katholiken”. Nach seiner Highschool-Zeit in Chicago erwarb er 1976 den Doktortitel von der jesuitischen “Georgetown University Law School” in Washington.

Schon als Student war er politisch aktiv und lernte Bill Clinton kennen, dem er später im Weißen Haus zur Seite stand. Die fachliche Kompetenz des gewieften Politstrategen ist seitdem unbestritten. Obama heuerte ihn ebenfalls an, Hillary Clinton machte ihn zu ihrem Wahlkampfmanager und seit September 2022 sitzt er wieder im Weißen Haus, um für Biden den Klimafonds zu managen.

In der Klimapolitik bringt Podesta langjährige Erfahrung mit. Er hatte entscheidenden Anteil am Zustandekommen des Pariser Klimaabkommens 2015. Schon unter Bill Clinton lenkte er als Stabschef in Washington die Umweltpolitik der US-Regierung und sorgte maßgeblich dafür, dass Clinton Programme auf den Weg brachte, um etwa die Everglades in Florida zu schützen sowie die kommerzielle Abholzung von Wäldern einzudämmen.

Im Wahlkampf 2016 brachten Podesta E-Mails in die Bredouille, zu denen sich Hacker Zugriff verschafft hatten. Die an Wikileaks durchgestochenen Mails brachten Clintons Wahlkampfteam in Erklärungsnot. Selektiv zitierte Passagen erweckten den Eindruck, Podesta habe analog zum “Arabischen Frühling” einen “Katholischen Frühling” gefordert. Die rechtskatholischen Unterstützer von Donald Trump waren hellauf empört. Podesta überstand die Affäre unbeschadet.

An der Reputation des künftigen Klimabeauftragten bei den Bischöfen hat das wenig geändert. Die signalisierten nach seiner Berufung Rückendeckung für den 75-Jährigen. Erzbischof Wester erinnerte daran, dass Klimaschutz auch “ein Pro-Life-Thema” sei. Und Podesta das Anliegen von Papst Franziskus verinnerlicht habe.