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“Jede Gemeinde kann zum Gelingen der Wärmewende beitragen”

Wie werden Kirchengebäude in der evangelischen Nordkirche beheizt? Was muss beachtet werden, um Denkmal- und Klimaschutz in Einklang zu bringen? Die Leiterin des Nordkirchen-Dezernats Bauwesen, Bau- und Denkmalpflege, Oberkirchenrätin Deike Möller, gab dem Evangelischen Pressedienst (epd) dazu einige Informationen.

epd: Wie werden die Kirchen in der Nordkirche derzeit beheizt?

Deike Möller: In Hamburg und Schleswig-Holstein werden etwa 68 Prozent mit Erdgas und rund 16 Prozent mit Heizöl beheizt. Biomasse und Strom machen jeweils etwa 1 Prozent aus, Fern- und Nahwärme rund 7 Prozent. Bei weiteren 7 Prozent ist der Brennstoff noch nicht eindeutig zugeordnet. In Mecklenburg-Vorpommern werden die meisten Kirchen überhaupt nicht beheizt.

epd: Welche Vorgaben gibt es für das Beheizen, damit wertvolles Inventar wie Orgeln oder Altäre nicht geschädigt werden?

Möller: Für Zeiten ohne aktive Raumnutzung empfiehlt die Nordkirche eine Grundtemperatur von etwa 5 bis 8 Grad Celsius. Während der Nutzung, etwa im Gottesdienst, sollte die Raumtemperatur 16 Grad nicht überschreiten. Wichtig sind ein langsames Aufheizen und eine gleichmäßige relative Luftfeuchtigkeit um die 60 Prozent.

Um das zu erreichen, setzen viele Gemeinden auf behutsame Lösungen wie Sitzbankheizungen oder Infrarotstrahler. Ziel ist es, den Raum nicht vollständig aufzuheizen, sondern körpernah ein Klima zu schaffen, das Menschen Wärme bietet und zugleich Orgeln, Altäre und Wandmalereien schützt.

Bei Kirchen, die gar nicht beheizt werden, weichen die Gemeinden in der kalten Jahreszeit in andere Räume aus. Die Ausstattung kann auch kalte Temperaturen tolerieren.

epd: Was ist nötig, um das Beheizen von Kirchen, den Denkmalschutz und den Klimaschutz in Einklang zu bringen?

Möller: Mit dem Klimaschutzgesetz der Nordkirche haben wir uns verpflichtet, bis 2035 weitestgehend treibhausgasneutral zu werden. Dazu braucht es gezielte Investitionen, wie etwa neue Heizsysteme und die Umstellung des Energieträgers. Aber auch kleine Maßnahmen, wie etwa der hydraulische Abgleich oder der Einbau moderner Hocheffizienzpumpen, sparen schon Energie und Geld und tragen zum Klimaschutz bei. Auch die Bereitschaft zum Verzicht auf gewohnten Komfort trägt zum Gelingen von Veränderungen bei. Jedes Grad weniger in einer Kirche bedeutet zehn Prozent Energie- bzw. Kosteneinsparung und weniger Treibhausgasemissionen.

Nicht nur in denkmalgeschützten Kirchen sind kreative Lösungen gefragt: Sitzpolsterheizungen, Infrarot-Systeme und die Anbindung an lokale Wärmenetze. Jede Gemeinde kann dazu beitragen, dass die Wärmewende gelingt – aus Verantwortung für die Schöpfung und im Vertrauen darauf, dass achtsamer Umgang mit Energie Ausdruck unseres Glaubens ist.