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Jede Arbeit ist ein Gottesdienst

Niedriglöhne und schwierige Arbeitsverhältnisse sind nicht mit der Menschenwürde vereinbar. Mit dem Mindestlohngeht der Staat noch gar nicht weit genug, findet Franz Segbers, Professor für Sozialethik und Menschenwürde an der Universität Marburg.Von Franz Segbers

Von Franz SegbersSozialstaat XXL – so hieß es forsch in der Talkshow bei Anne Will, nachdem das Regierungskabinett einen gesetzlichen Mindestlohn in der Höhe von 8,50 Euro beschlossen hatte. Nun ist es wahrlich keine XXL-Übergröße eines Sozialstaates, wenn die Arbeit nicht mehr unter das Existenzminimum in der Höhe von Hartz IV fällt. Die Würde der Arbeit sieht anders aus. Dieser beschlossene Mindestlohn holt niemanden aus Armut heraus. Mehr als acht Millionen Menschen arbeiteten in Deutschland im Jahr 2011 für weniger als den Niedriglohn von 9,15 Euro. Die Hartz-IV-Gesetze sind Symbol für eine Schändung der Würde der Arbeit. Arbeit um jeden Preis und zu jedem Preis – so hieß das Motto. Dafür nahm man in Kauf, dass sich schlechte Arbeit wie Minijobs, Leiharbeit, erzwungene Teilzeitarbeit, Ein-Euro-Jobs oder Werkverträge vervielfältigten. Diese neuen Formen der Arbeit zum Billiglohn haben auch sozialabgesicherte Vollzeitarbeitsplätze verdrängt. (…)

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