Nach 200 Jahren kehrt ein Schatz zurück: Eine mittelalterliche Handschrift aus dem Kloster Sankt Godehard ist wieder in Hildesheim. Warum sie einst verschwand – und was sie heute bedeutet.
Ein Sammelband mit einzigartigen mittelalterlichen Handschriften aus dem ehemaligen Benediktinerkloster Sankt Godehard ist an seinen Ursprungsort Hildesheim zurückgekehrt. Die Dombibliothek Hildesheim erwarb das Werk aus Großbritannien mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, die den Ankauf mit rund 40.000 Euro förderte, wie das Bistum Hildesheim und die Stiftung am Donnerstag mitteilten.
Der Band, der vermutlich um 1500 im Kloster Sankt Godehard zusammengestellt wurde, enthält über 50 Texte aus dem 13. und 14. Jahrhundert – darunter Sonntagspredigten, ein Priesterhandbuch, Heiligenlegenden sowie Redensarten und Weisheiten. Mit der Handschrift sei der Bestand der Dombibliothek entscheidend ergänzt worden, sagte der kommissarische Generalsekretär der Stiftung, Frank Druffner. Der Sammelband enthalte teils einzigartige Texte und sei ein eindrucksvolles Zeugnis der Bildungs- und Kulturgeschichte der niedersächsischen Klöster im Hoch- und Spätmittelalter.
Der Band gelangte im 17. Jahrhundert vermutlich als Geschenk in das englische Benediktinerkloster Lamspringe bei Hildesheim. Nach der Säkularisation 1803 nahmen die Mönche viele ihrer Bücher nach Großbritannien mit. Über zwei Jahrhunderte blieb der Sammelband Teil der Klosterbibliothek der Abtei Ampleforth in Nordengland.
Mit dem Neuerwerb erhält die Dombibliothek Hildesheim nach eigenen Angaben wertvolle Einblicke in die seelsorgerische und spirituelle Praxis der Benediktiner im Spätmittelalter und in die Bildungsarbeit des Klosters Sankt Godehard.