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IRGW-Vorstandssprecherin wirbt für Solidarität mit Juden

Die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW), Barbara Traub, hat für Verständnis und Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Deutschland und den Menschen in Israel geworben. Genauso wie die Menschen hierzulande wünschten sich die Juden, Muslime und Christen in Israel Frieden, sagte sie am Donnerstag vor dem Kirchenparlament der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in ihrem Grußwort. Auch die Menschen im Palästinensergebiet wünschten sich wohl Frieden, „wenn die Hamas das zuließe.“

Was sich am 7. Oktober ereignete, sei seit der Shoah das größte Pogrom gegen Jüdinnen und Juden gewesen. Viele der Mitglieder der Synagogengemeinde hätten in Israel Familien und einige von ihnen seien vom Terror betroffen. „Wir freuen uns über jede Geisel, die freigelassen wird, und trauern über die, die tot aufgefunden werden.“

Die IRGW habe viel Solidarität von Kirchen und der Politik nach dem 7. Oktober erfahren, berichtete Traub. Auch von manchen muslimischen Verbänden hätten sie Unterstützung erhalten, allerdings hätten sich manch große islamische Verbände „bemerkenswert still“ verhalten: „Das hat uns doch zu denken gegeben.“ Auch einige Kulturinstitutionen hätten auffällig geschwiegen.

Trotz der guten Zusammenarbeit und dem Dialog mit den Kirchen habe es in der Vergangenheit immer wieder für die jüdische Gemeinde „schmerzliche Punkte“ gegeben. Zum Beispiel als im Jahr 2010 ein Vertreter der Hamas in die Evangelische Akademie nach Bad Boll eingeladen wurde, ihm aber schon damals die Einreise verweigert wurde. Auch die Nakba-Ausstellung, die vom Evangelischen Entwicklungsdienst finanziert wurde und in kirchlichen Kreisen Raum erhält, sei nicht ausgewogen und passe nicht zum „Niemals wieder“ der Kirchen, kritisierte Traub.

Bei der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe im September 2022 hätten sich erfreulicherweise die Kirchen in Baden-Württemberg dafür eingesetzt, dass Israel in einer Nahosterklärung nicht als „Apartheidstaat“ bezeichnet wird.

Insgesamt gesehen, dürfe nicht vergessen werden, dass es nicht nur islamistischen Antisemitismus gebe, sondern Jüdinnen und Juden in Deutschland auch schon vor dem 7. Oktober mit linkem und rechtem Antisemitismus konfrontiert gewesen seien, sagte Traub.

Sie wünsche sich, „dass wir mehr denn je den Dialog und Trialog suchen“, sagte die IRGW-Vorstandssprecherin am Ende ihres Grußwortes. Und dass die Kirchen und Religionsgemeinschaften „aus dieser Prüfungszeit gestärkter denn je herausgehen.“

Die Landessynode ist das Kirchenparlament für rund 1,8 Millionen Protestanten in Württemberg. Bis Samstag befasst sie sich bei ihrer Herbsttagung unter anderem mit den kirchlichen Finanzen, der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Landeskirche, den Konsequenzen aus der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Menschenrechtssituation von Christen weltweit. (2878/30.11.2023)