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Internationale Tagung zeigt Einigkeit in kirchlicher Frauenfrage

Namhafte Theologinnen diskutierten zwei Tage die sogenannte Frauenfrage der katholischen Kirche. Stimmen aus allen Kontinenten machten deutlich: Der Ruf nach mehr Geschlechtergerechtigkeit wächst weltweit.

Ein hartnäckiges Vorurteil räumte die Erfurter Dogmatik-Professorin Julia Knop gleich zu Beginn der internationalen Tagung ab: “Für Geschlechtergerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft einzutreten, ist kein Luxus westlicher Gesellschaften, kein Neo-Kolonialismus gegenüber Kulturen, denen die Gleichstellung der Frau nicht zugemutet werden dürfte.” Wie ausgeprägt der Wunsch nach mehr Teilhabe von Frauen in der katholischen Kirche weltweit ist, zeigten ertreterinnen aus allen Kontinenten mit eindrucksvollen Statements.

An der Konferenz “Gottes starke Töchter”, federführend organisiert von der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen und der katholischen Fakultät der Uni Erfurt, nahmen am Montag und Dienstag digital oder live in Leipzig rund 500 Menschen teil. Unter ihnen zahlreiche namhafte Expertinnen und Vorkämpferinnen sowie Frauen in kirchlichen Führungspositionen, etwa die französische Theologin Nathalie Becquart vom vatikanischen Synodensekretariat und die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles.

“Das ist hier ja so etwas wie eine kleine feministische Weltsynode”, brachte es Ute Leimgruber, Regensburger Professorin für Pastoraltheologie, auf den Punkt. Und zweifelsohne machte das Treffen deutlich: Weltweit sind die Frauen keine homogene Gruppe. Sie haben auch unterschiedliche Ansichten etwa zur Frage nach einem Zugang von Frauen zu Weiheämtern und ob es neue Strukturen in der Kirche brauche.

Einigkeit herrschte aber in der Kritik, dass Frauen in der Kirche diskriminiert würden und dass Katholikinnen wie auch Katholiken weltweit von ihrer Kirche mehr Geschlechtergerechtigkeit erwarteten, wie es nicht zuletzt die Rückmeldungen zur bevorstehenden Weltsynode belegten.

In Ländern, wo der Machismus sehr ausgeprägt sei wie in Lateinamerika, sei das besonders schwer durchzusetzen, erläuterte Theologie-Professorin Birgit Weiler von der Jesuitenuniversität in Lima (Peru). Zugleich mahnte sie, stärker über positive Erfahrungen und Initiativen zu sprechen. In Lateinamerika gebe es Bischöfe, die bereits einzelne Frauen beauftragt hätten, Gemeinden zu leiten, zu taufen und zu trauen. “Und sie ernten dafür vor Ort großen Respekt. Es ist einfach die Zeit, Räume zu öffnen.”

Die nigerianische Professorin und Ordensfrau Caroline Mbonu betonte: “Für uns Afrikanerinnen ist Spiritualität sehr wichtig. Manche Debatten über das Frauenpriestertum wirken auf uns aber etwas steril-theoretisch.” Die Kultur ihres Landes kenne durchaus Priesterinnen, und es gebe eine Offenheit, dies auch in der Kirche zu akzeptieren. “Wir sollten auf dem Weg dorthin vielleicht mehr über die Spiritualität des Volkes Gottes sprechen und nicht nur nach der perfekten Theologie suchen.”

Die Theologin Virginia Saldanha vom indischen “Catholic Council of Women” hob die Bedeutung von theologischer Bildung hervor: “Viele Frauen in Asien sind sich ihrer gleichberechtigten Würde und Taufgnade nicht bewusst. Der Priester ist die führende Figur, der man folgt.” Paternalismus und Klerikalismus seien sogar wieder stärker geworden. “Priester üben nach wie vor einen dominanten Führungsstil aus und sehen Frauen als Helferinnen an, nicht aber als gleichberechtigte Jüngerinnen”, so Saldanha.

Der Schwung von Visionen gehe unter dem Druck des Klerikalismus verloren, bedauerte die fast 80-Jährige. Hinzu komme: “Wenn man als Theologin deutlich macht, dass man Feministin ist, dann ist man raus aus dem Spiel und in der Gefahr, seine Stelle zu verlieren.” Eine Erfahrung, die auch deutsche Hochschul-Theologinnen schilderten.

Das Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche ist ein zähes Geschäft, wie auf der Tagung deutlich wurde. Mehrfach betonten Teilnehmerinnen, wie immens die Beharrungskräfte und wie wichtig wechselseitiger Rückhalt sei. Die frühere evangelische Landesbischöfin Ilse Junkermann ermutigte, nicht in Verbitterung zu verfallen: “Ich kann auch eine lange Kränkungsgeschichte erzählen, die hat mich sehr lange beschäftigt und geprägt. Aber es war eine ganz wichtige Schlüsselerfahrung für mich zu sagen: Die anderen machen mich nicht zum Opfer. Ich bin kein Opfer.”