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Inhaftierte Trägerinnen und Träger des Friedensnobelpreises

Die iranische Feministin Narges Mohammadi erhält den Friedensnobelpreis 2023, während sie in Haft ist. Die 51-Jährige sitzt im berüchtigten Evin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran eine mehrjährige Strafe ab. Sie ist die fünfte Geehrte, die die Auszeichnung während einer Inhaftierung erhält. Bei folgenden vier Ausgezeichneten vorher war das auch der Fall:

– 1935 (1936 nachträglich verliehen): der deutsche Pazifist und Journalist Carl von Ossietzky: Von Ossietzky gehörte zu den entschiedensten Kritikern der Nationalsozialisten und hitlerfreundlicher Parteien. Nach der Machtübernahme lehnte er eine Flucht ins Ausland ab, wurde verhaftet und 1934 ins Konzentrationslager Esterwegen gebracht. Er starb 1938 als Gefangener in einer Klinik an Tuberkulose.

– 1991: die Politikerin Aung San Suu Kyi aus Myanmar: Die einstige Ikone der Demokratie-Bewegung verbrachte zwischen 1989 und 2010 fast 15 Jahre in Hausarrest. Sie erhielt den Preis für ihren friedlichen Widerstand gegen das Militär. 2015 siegte sie mit ihrer Partei NLD bei den Parlamentswahlen. Nach einem erneuten Militärputsch 2021 wurde sie festgenommen und unter anderem wegen Korruption zu insgesamt 33 Jahren Haft verurteilt.

– 2010: der chinesische Menschenrechtler Liu Xiaobo: Liu war 2009 zu elf Jahren Haft verurteilt worden, weil er maßgeblich an der „Charta 08“ für demokratische Reformen mitgewirkt hatte. Nach seiner Krebsdiagnose wurde Liu 2017 „auf Bewährung“ aus dem Gefängnis entlassen und in eine Klinik gebracht worden, wo er im Juli starb.

– 2022: der belarussische Menschenrechtsverteidiger Ales Bjaljazki: Der promovierte Literaturwissenschaftler wurde während seines jahrzehntelangen Aktivismus mehrfach inhaftiert und gehört zu den bekanntesten Gefangenen des Landes. Zuletzt wurde er im März zu zehn Jahren Haft verurteilt und sitzt abgeschottet von der Außenwelt im Straflager.