Von Bischof Markus Dröge
„Der Tod macht Angst. Er zeigt deutlich, dass das Leben nicht verfügbar ist. Im Tod brechen die menschlichen Beziehungen ab, die unser Leben so wertvoll machen. Der christliche Glaube aber verheißt, dass wir im Sterben von der einen Hand Gottes in die andere Hand Gottes gehen und Gott auch in diesem Übergang weiterhin an unserer Seite bleibt. „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten“, so gibt der Beter des 139. Psalms in wunderbar poetischer Weise seiner Hoffnung Ausdruck.
Die Bibel erzählt in vielfältigen Bildern vom ewigen Leben, und auch in der Kunst haben Glaubende ihre Vorstellungen vom dem, was nach dem Tod sein wird, gestaltet. In einer mittelalterlichen Figurengruppe im Freiburger Münster etwa hält der Erzengel Michael eine große Handwaage, eine „Seelenwaage“ in die Höhe: In den beiden Waagschalen rechts und links schauen kleine Köpfe hervor, die Seelen Verstorbener. Hier entscheidet das „seelische Gewicht“ über ewiges Leben oder Hölle. Die Seele auf der Seite des Engels wiegt schwerer und hängt mit ihrer Schale tiefer, als die leichtere Seele auf der Seite des Teufels neben ihm. Die Bilderwelt des Mittelalters, mit Hölle, Teufel und Fegefeuer, war zur Zeit Martin Luthers prägend. Heute sind diese Vorstellungen kaum noch zu vermitteln.
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