Hongkong war lange der einzige Ort in China, an dem an die Niederschlagung der Demokratieproteste am 4. Juni 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens gedacht wurde. Doch das Gedenken wird immer schwieriger.
Hongkongs Regierung hat vor Kundgebungen zum Gedenken an die Niederschlagung der Demokratiebewegung in China gewarnt. Der Regierungschef der Sonderverwaltungszone, John Lee, bezeichnete Aktivitäten zum Gedenktag am 4. Juni als Gefährdung der nationalen Sicherheit und schweres Vergehen, wie das unabhängige Nachrichtenportal “Hong Kong Free Press” am Dienstag berichtete. Die Strafverfolgungsbehörden würden “schnell und hart” dagegen vorgehen.
Lee antwortete damit auf die Frage eines Reporters, ob Hongkonger am 4. Juni Kerzen anzünden oder Kleidung mit Slogans tragen dürften, um an das gewaltsame Vorgehen in Peking vor 36 Jahren zu erinnern. Am 4. Juni 1989 schlug das chinesische Militär die Demokratieproteste in Peking gewaltsam nieder. Im Zentrum der Proteste stand die hauptsächlich von Studenten getragenen Besetzung des Platzes des Himmlischen Friedens (Tiananmen-Platz). Während auf dem Platz selbst niemand zu schaden kam, wurden in anderen Teilen der Stadt je nach Quelle tausende Menschen durch die Militäraktion getötet.
Hongkong war seitdem der einzige Ort auf chinesischem Boden, an dem Tiananmen-Gedenkfeiern stattfinden konnten. Im Victoria Park im Zentrum der Stadt fanden so jährlich große Mahnwachen statt. Diese wurden allerdings mit der Einführung des umstrittenen Sicherheitsgesetzes 2020 verboten. Viele der Organisatoren und Teilnehmer der Gedenkveranstaltung wurden seitdem verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Regierung der Sonderverwaltungszone hat zudem in den vergangenen Jahren tausende Polizisten zur Verhinderung von Kundgebungen mobilisiert.