Lehrende, Politiker und Studierende diskutieren, wie KI Lernprozesse verändern kann – und wo die Grenzen liegen. Dabei zeigt sich: Aufklärung und Transparenz sind demnach ebenso wichtig wie technische Innovation.
KI kommt an Hochschulen vielfältig zum Einsatz: in der Lehrplanung, bei der Durchführung von Lehrveranstaltungen oder bei der Ideenentwicklung und Zusammenfassung wissenschaftlicher Texte. Hausarbeiten verlören dadurch aber nicht an Wert, findet Konrad Faber, Geschäftsführer des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz. Er äußerte sich am Mittwochabend bei einer Veranstaltung zu Digitalisierung und KI an Hochschulen in Frankfurt am Main. Stattdessen sei es sinnvoller, mit Studierenden offen darüber zu sprechen, wie sie KI verantwortungsvoll einsetzen können. Dabei gehe es um das Wissen über passende KI-Modelle und das Bewusstsein für KI als Wahrscheinlichkeits- statt Wissenssystem.
Insgesamt stehen den hessischen Hochschulen sieben Millionen Euro zur Verfügung, die sie bis 2026 nutzen sollen, um KI in Studium und Lehre zu integrieren. Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) betrachtet KI-gestützte Lernplattformen als Chance für individuelles und flexibles Lernen. Damit könnten Studierende Aufgaben lösen, die ihrer Leistung angepasst sind. Zudem sollten Hochschulen Studierende befähigen, sich kritisch mit KI-Systemen auseinanderzusetzen. Datenschutzrechtliche Fragen müsse man ernst nehmen, “aber aus meiner Sicht muss das zu managen sein”, so Gremmels.
Auch aus Sicht der Hochschuldidaktik sei Digitalisierung notwendig: “Qualität in Studium und Lehre geht nicht ohne Digitalisierung”, sagt Stephanie Hanrath von der Technischen Hochschule Mittelhessen.
Wie solche Innovationen aussehen können, zeigt Ruben Gielisch, der Informatik an der TU Darmstadt studiert. Er ist einer von vier Preisträgern, denen der HessenHub den sogenannten OER-Preis verleiht, den Preis für Projekte offener Bildungsressourcen. Das heißt: Gielisch entwickelte das Lernspiel “Logica tactica”, mit dem andere Prädikatlogik lernen können. Als offene Bildungsressource ist es für jeden nutz- und weiterentwickelbar. Als Studierender wünscht er sich von den Hochschulen für jeden Studiengang Pflichtkurse zur Nutzung von KI. Viele wüssten zu wenig Bescheid, wo und wie man sie sinnvoll einsetzt.
Yvonne Zimmermann ist Leiterin des HessenHub. Das ist ein Zusammenschluss fast aller Hochschulen in Hessen, der digitale Projekte der Hochschulen verbindet. Die Leiterin möchte das Netzwerk perspektivisch in den Digitalpakt bringen. “KI ist da und wird genutzt, ob man das möchte oder nicht”, sagt sie. Das verändere die Anforderungen an Absolventinnen und Absolventen. Fachwissen brauche es weiterhin. Aber andere Fähigkeiten wie kollaboratives Arbeiten, Selbstwirksamkeit oder Demokratiefähigkeit gewännen in einer komplexer werdenden Welt, zu der auch KI gehört, an Bedeutung: “Ich glaube, dass wir mehr interdisziplinär arbeiten werden.”
Auch andere Bundesländer setzen auf Zusammenarbeit. Netzwerke hätten selten so intensiv zusammengearbeitet wie derzeit bei der KI, sagt Peter Salden, Leiter der wissenschaftlichen Didaktik an der Ruhr-Universität Bochum. Diese Strukturen gelte es, “intensiver, strukturierter und auf Dauer angelegt in die Zukunft zu bringen”. Er plädiert für länderübergreifende Allianzen.
Für die genutzten KI-Modelle an Hochschulen wünscht er sich, dass sie mehrere KI-Modelle parallel nutzen und transparent machen, was man jeweils von ihnen erwarten könne. Die Entwicklung eigener Modelle, um Biases, algorithmische Vorurteile, zu umgehen, betrachtet er als unrealistisch. Alleine bei der Frage um das Gendern, sei es unumgänglich, eigene ethische Maßstäbe einzubringen.
Wie wichtig Zusammenarbeit und Aufklärung bei der KI sind, betont auch Konrad Faber. Er beobachtet, dass viele Studierende vor allem kommerzielle Angebote wie ChatGPT nutzen – im falschen Glauben, sie seien besser als andere Systeme. Faber wünscht sich, dass Hochschulen mehr über nicht-kommerzielle Angebote informieren, die keine Daten weiterverwenden und transparent arbeiten. Dazu zählten etwa Llama und Qwen. Hochschulen könnten dabei helfen, solche nicht-kommerziellen KI-Systeme weiterzuentwickeln.